Liebe Freunde und Familie,
der Abschied von Koh Rong Sanloem fiel uns zwar schwer, aber das eher durchwachsene Wetter trug dazu bei, dass wir Lust auf etwas Neues bekamen.
Am 27. Dezember verbrachten wir den ganzen Tag damit, unsere Busse, Unterkünfte und Flüge zu buchen, und haben nun eine Route durch Vietnam geplant. Noch wichtiger war jedoch, dass wir auch einen klaren Plan für die verbleibenden Wochen in Kambodscha hatten.
In einem Reiseführer, den Sascha entdeckt hatte, las er ausführlich über die umliegenden Städte und stieß dabei auf Kampot – die Heimat des berühmten Kampot-Pfeffers. Dieser ist inzwischen sogar eine geschützte Herkunftsbezeichnung.
Mit der Fähre fuhren wir von Koh Rong Sanloem nach Sihanoukville. Da Sascha keine Lust hatte, mit Taxi- oder Tuk-Tuk-Fahrern zu verhandeln (Beim Transfer vom Flughafen zum Hafen wurden wir erneut abgezockt. Da es dort keinen Bus gibt, ist man auf Taxis angewiesen, und die Fahrer verlangen stolze 20 Dollar für eine Fahrt, die eigentlich nur 5 Dollar kosten sollte.) marschierten wir bei brütender Hitze eine halbe Stunde durch den Ort bis zum Bahnhof. Von dort aus sollte unser Zug nach Kampot abfahren. Der Bahnhof hier sieht auch irgendwie rudimentär, lustig aus.
Deutsche Pünktlichkeit lässt grüßen: Wir waren satte 1,5 Stunden zu früh am Bahnhof. Keine Sorge, es war praktisch unmöglich, in den falschen Zug einzusteigen – es fuhr nämlich genau eine einzige Bahn pro Tag. Diese führte von Sihanoukville nach Phnom Penh und machte einen Stopp in Kampot. Also wirklich idiotensicher. 😁
Die knapp 2,5-stündige Fahrt verbrachten wir mit Musikhören und Lesen, bevor wir in Kampot ankamen und zu unserem Hostel in der Innenstadt weitergingen. Kampot ist mit seinen knapp 50.000 Einwohnern nicht besonders groß und kam uns eher wie ein verschlafenes Städtchen vor. Alles, was wir brauchten, war bequem zu Fuß erreichbar.
Am nächsten Morgen liehen wir uns im Hostel einen Roller. Zum Glück hatte Sascha bereits in Stuttgart erste Erfahrungen mit den Leihrollern der Stadt gesammelt und konnte daher sicher fahren. Ich schwang mich mutig als Beifahrerin hinten drauf, übernahm die Navigation per Google Maps und sorgte für ausreichend Fotos während der Fahrt.
Unser Ziel war die Pfefferfarm La Plantation. Die Fahrt dauerte fast eine Stunde – und das lag natürlich nicht daran, dass wir uns verfahren hatten. Es hatte absolut nichts mit meinen exzellenten Navigationsfähigkeiten zu tun, sondern eher damit, dass Sascha anscheinend nicht versteht, was „jetzt rechts abbiegen“ bedeutet. („Jetzt. Okay, egal, wir nehmen die nächste.“)
Am Ende kamen wir an. Zum Glück hatten wir uns großzügig mit Sonnencreme eingeschmiert und zwei große Flaschen Wasser dabei, denn auch hier brannte die Sonne gnadenlos auf uns herab.
Die Pfefferplantage wurde 2013 von zwei Franzosen gegründet. Sie importierten Pfefferpflanzen aus Indien nach Kambodscha und bauten die Farm auf. 2016 öffnete die Plantage ihre Tore für Besucher. Seitdem hat sich das Angebot über Pfeffer hinaus auf andere Gewürze und Kräuter erweitert. Außerdem unterstützt die Farm ein soziales Projekt, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Bildung der Kinder in der ländlichen Region von Kampot aktiv zu fördern. Kindern wird ermöglicht, von der Grundschule bis zur Universität Zugang zu Bildung zu erhalten.
In Kampot wird Pfeffer übrigens schon seit dem 13. Jahrhundert angebaut, und auch „La Plantation“ setzt auf die traditionelle Anbaumethode, die auf dem Wissen der alten Khmer beruht.
Wir nahmen an einer kostenlosen Führung über die Farm teil und konnten den Mitarbeitern bei der Ernte von grünem Pfeffer zuschauen. Ehrlich gesagt hatten wir uns vorher nie Gedanken darüber gemacht, wie Pfeffer eigentlich wächst oder geerntet wird – umso spannender war diese Erfahrung! Am Ende durften wir verschiedene Pfeffersorten verkosten. Allerdings müssen wir zugeben, dass wir in Deutschland bisher nie bewusst Pfeffer probiert haben, weshalb es uns schwerfiel, die feinen Unterschiede herauszuschmecken. Dennoch wissen wir jetzt, wie sich grüner, schwarzer, roter und weißer Pfeffer voneinander unterscheiden – toll, oder?
Alles in allem war es sehr informativ, und die Landschaft rund um die Farm war wunderschön.
Anschließend machten wir uns auf den Rückweg und legten einen kurzen Stopp in der Stadt Kep ein, die für ihren Krabbenmarkt bekannt ist. Allerdings hielten wir nur, um die berühmte Statue zu fotografieren, bevor wir nach Kampot zurückkehrten.
Am nächsten Morgen trieb es uns früh aus dem Bett: Wir hatten den Plan, den örtlichen Nationalpark Bokor Hill zu besuchen. Wieder schwangen wir uns auf unseren angemieteten Roller. Da wir kurze Hosen und T-Shirts trugen, waren wir jedoch nicht darauf vorbereitet, dass es knapp 1000 Meter in die Höhe ging und die morgendliche Fahrt auf dem Roller ziemlich frisch werden würde. Hoppala! Aber keine Sorge – auch das überstanden wir gut.
Landschaftlich und von der Vegetation her war der Weg den Berg hinauf wirklich schön, und wir hatten zwischendurch herrliche Ausblicke auf Kep, Kampot und das Meer. Allerdings waren wir überrascht, wie viele Baustellen es in einem Nationalpark geben kann. Dazu kamen große Wohnkomplexe, Hotels und sogar ein Casino, die dort hochgezogen werden. Ah, die Chinesen … Es ist kaum zu glauben, wie viel Einfluss chinesische Investoren in diesem Land haben und wie sie ganze Siedlungen aus dem Boden stampfen – mitten im Nirgendwo, ohne bestehende Infrastruktur oder Ähnliches. Wir fanden das Ganze ziemlich befremdlich und bedauerten, dass so viel Vegetation dem Bau zum Opfer fiel.
Trotzdem gab es hier auch eine alte Khmer-Siedlung mit einem Tempel zu besichtigen, was wir uns natürlich nicht entgehen ließen. Den Abschluss bildete eine alte katholische Kirche, die während der Kolonialzeit der Franzosen erbaut wurde. Seit deren Abzug in den 1950er Jahren verfällt die Kirche und wird nicht mehr genutzt.
Mit dem Roller fuhren wir die knapp 40 Kilometer, die wir im Park zurückgelegt hatten, zurück zum Hotel und legten dort eine kurze Verschnaufpause ein, bevor es zu unserer geplanten Kajaktour auf dem Tuek-Chhu-Fluss ging. Dort befindet sich der sogenannte Green Cathedral Loop – eine etwa drei Kilometer lange Rundtour durch üppiges, grünes Pflanzendickicht entlang des Flusses.
Jeder von uns schnappte sich ein Kajak und machte sich daran, sich durch den Fluss zu kämpfen. Bei Sascha klappte das deutlich besser als bei mir. Ich sage euch, mein Kajak hatte eine Fehlfunktion oder so – so oft, wie ich mich drehte oder in irgendwelche Bambusbüsche und Stechpalmen fuhr … Das hatte ganz sicher nichts mit der Fahrerin zu tun!!
Zu allem Übel hielt ich mein Paddel wohl so fest in der rechten Hand, dass ich innerhalb kürzester Zeit eine Blase bekam. Diese platzte dann auch noch, und ich paddelte mit einer offenen Wunde durch den Loop. Das tat ordentlich weh. Komischerweise konnte ich, nachdem ich das Paddel nicht mehr richtig halten konnte, das Kajak viel besser steuern und viel gerader fahren. Zufall? Ich denke nicht. Pah.
Zum Glück war unser Erste-Hilfe-Set nicht weit. Meine Tante Martina, hatte mir bereits im Januar ein kleines MediKit geschenkt, dass unser treuer Begleiter geworden ist. In Stuttgart hatte ich mir noch Jodsalbe eingepackt, die ich auf gut Glück nach der Säuberung der Wunde auftrug. Macht man das so? Gerade habe ich gegoogelt, und da steht extra: „Nicht auf offene Wunden auftragen“ … Na ja, mir hat es geholfen! Mit einem schicken Pflaster darauf ging es mir auch gleich besser. 😀
Am frühen Morgen des 31. Dezembers ging es für uns mit dem Bus in etwa vier Stunden nach Phnom Penh, die Hauptstadt von Kambodscha.
Seid gespannt auf unseren nächsten Beitrag!
Liebe Grüße nach Deutschland oder wo auch immer ihr euch gerade befindet!
Jessi und Sascha













