Phnom Penh – Ein Königspalast zu Silvester

Liebe Freunde und Familie,

Phnom Penh hat uns ziemlich überrascht. Als Hauptstadt von Kambodscha ist sie groß, einladend und laut – aber nichts im Vergleich zu Indien! 😄 Wir können mit Fug und Recht behaupten, dass uns die ersten zwei Wochen unserer Reise so sehr abgehärtet haben, dass wir uns kaum noch etwas Extremeres vorstellen können.

In Phnom Penh kamen wir am 31. Dezember an. Zuvor waren wir davon ausgegangen, dass Silvester in dieser Stadt nicht groß gefeiert wird. Laut Einheimischen, die wir gefragt haben, findet Silvester hier eher statt, um sich der westlichen Welt anzupassen. Das eigentliche Highlight ist das chinesische Neujahr, das Ende Januar riesig gefeiert wird.

Nach einer knappen vierstündigen Busfahrt von Kampot aus erreichten wir die Stadt. Wir schnappten uns unsere Brusttaschen und durchstreiften die vielen Straßen und Gassen der Hauptstadt. Plötzlich stießen wir auf die Vorbereitungen für einen Festumzug. In der Nähe des Königspalasts begegneten uns drei Meter hohe Figuren und ein riesiger aufgeblasener Affe, der über unseren Köpfen schwebte.

Nach kurzer Recherche fanden wir heraus, dass am Nachmittag bzw. Abend der allererste Umzug zum Thema „Celebrate Cambodia“ stattfinden sollte. Das Spektakel sollte schließlich um Mitternacht von einem großen Feuerwerk gekrönt werden.

An den Straßenseiten waren bereits Sitztribünen aufgebaut, und zahlreiche Menschen hatten sich schon gegen 12 Uhr die besten Plätze gesichert. Überall gab es kleine Marktstände mit Streetfood, Wurfbuden und Künstlern, die ihre Fertigkeiten zur Schau stellten. Ein wahres Spektakel! Sascha und ich waren regelrecht überwältigt.

Doch zuerst beschlossen wir, den Königspalast zu besichtigen. Kambodscha hat – ähnlich wie England – noch eine Monarchie, die allerdings nur repräsentative Aufgaben erfüllt. Als Königreich ist das Land dennoch bekannt, und der König scheint großen Wert auf seine Darstellung zu legen, so prominent wie er auf manchen Plakatflächen direkt vor seinem Palast abgebildet ist. 😄

Vom Palastgelände kann man einiges bestaunen, der Großteil ist jedoch privat, da die Königsfamilie dort auch tatsächlich lebt. Wir besichtigten die Thronhalle, unzählige Pagoden, eine Ausstellung mit unterschiedlich großen Buddha-Statuen, historische Kleidungsstücke aus vergangenen Jahrhunderten und – als krönenden Abschluss – die berühmte „Silberpagode“.

Diese Pagode ist eines der Wahrzeichen von Phnom Penh, da ihr gesamter Boden aus Silberplatten besteht. Wir waren sehr gespannt darauf, das Innere zu sehen, das man nur ohne Schuhe betreten darf (Fotografieren ist im Inneren nicht gestattet). Leider war der silberne Boden weitgehend von roten Teppichen bedeckt. Zudem wirkte die Ausstellung in unseren Augen recht unsortiert und chaotisch: Überall wurden verschiedene Schätze und Reichtümer präsentiert, jedoch ohne erkennbare Ordnung. Was uns besonders fehlte, waren Infotafeln, die uns etwas über die ausgestellten Gegenstände oder ihre Geschichte hätten erklären können. So konnten wir nur raten, um was es sich handelte und wie alt die Exponate waren.

Trotzdem war es spannend, die Silberpagode zu sehen. Rund um die Pagode liegt ein großer Hof, dessen Wände mit beeindruckenden Handmalereien geschmückt sind. Diese scheinen Szenen aus Kriegen, die Geschichte der Götter oder die Geschichte Kambodschas selbst darzustellen. Leider gab es auch hier keine Erklärungen, sodass unsere Vermutungen rein spekulativ blieben. Aber ihr könnt euch die Bilder anschauen und euch selbst überlegen, was sie wohl bedeuten könnten. 😄

Nach der Besichtigung des Palastes gingen wir zurück in Richtung Innenstadt – und plötzlich standen wir direkt vor dem riesigen Festumzug, der sich gerade auf seinen Start vorbereitete. Es war etwa 14:30 Uhr, als wir ankamen. In einem Café direkt am Umzug wurden gerade zwei Plätze frei, die wir schnell ergatterten, um uns etwas zu essen und zu trinken zu bestellen. Wir dachten wirklich, dass es jeden Moment losgehen würde.

Am Tisch neben uns saß ein junges niederländisches Paar, Lisa und Nick. Nachdem wir einige Zeit dort saßen, kamen wir ins Gespräch. Die beiden erzählten uns, dass sie schon etwa 30 Minuten vor uns im Café gewesen waren, weil ihr Hotelbesitzer ihnen gesagt hatte, der Umzug würde in wenigen Minuten starten.

Schließlich warteten wir bis 18 Uhr, als die Musik einsetzte, alle ihre Positionen einnahmen und der Festumzug endlich in Bewegung geriet. Begleitet von jubelnden Menschen und lauter Musik beobachteten wir Tänzer, Kampfsportler, Sportvereine, fantasievoll geschmückte TukTuks und die beeindruckenden, drei Meter hohen Puppen, die an uns vorbeizogen.

Gegen 20 Uhr war der gesamte Umzug vorüber, und wir saßen immer noch mit Lisa und Nick zusammen. Wir tauschten unsere Reiseerfahrungen aus, stellten fest, dass wir zur gleichen Zeit in Vietnam sein würden, und tauschten schließlich Handynummern aus. Der Plan war, uns kurz zurückzuziehen, uns frisch zu machen und später gemeinsam um Mitternacht auf das neue Jahr anzustoßen.

Um 23:30 Uhr trafen wir uns wieder am Fluss von Phnom Penh und suchten uns einen Platz am Ufer. Mit Cola, Rum und Bechern ausgestattet warteten wir gespannt auf den Countdown. Sechs Stunden vor der deutschen Zeit stießen wir gemeinsam auf das neue Jahr an. Die Stadt begrüßte 2025 mit einem riesigen, zehnminütigen Feuerwerk, während die Menschen um uns herum mit Römerlichtern den Himmel erhellten. Wir empfanden das Feuerwerk hier als deutlich angenehmer und spektatkulärer als die wilde Böllerei in Deutschland, das wäre sicherlich auch für uns daheim die bessere Variante 😉

Anschließend gingen wir mit Nick und Lisa noch in eine Bar, wo wir bis 3 Uhr morgens zusammensaßen. Müde und erschöpft ging es für uns schließlich zurück ins Bett. Am 01. Januar hatten wir nämlich den Plan uns die Geschichte Kambodschas näher anzuschauen doch dazu mehr im nächsten Beitrag.

Liebe Grüße

Jessi und Sascha