Liebe Freunde und Familie,
Sascha und ich hatten in Ninh Bình beschlossen, dass wir uns nach dem Ha Giang Loop auf den Weg nach Cát Bà machen wollten – eine Insel vor Vietnam, die direkt neben der berühmten Halong-Bucht liegt. Sie ist jedoch deutlich weniger touristisch, weshalb wir sie als perfekte Alternative ansahen.
Um unsere Reise zu vereinfachen, entschieden wir uns für ein Reisebüro. Allerdings erhielten wir von dort nur sehr wenige Informationen, was Sascha schier zur Verzweiflung brachte. Wir wussten nicht, wie unser Bus heißt, wie er aussieht oder ob die Fahrer überhaupt unsere Namen kannten, denn unser Reisebüro-Dully antwortete Sascha einfach nicht auf WhatsApp.
Immerhin wussten wir, wo uns der Bus abholen würde – puh, zum Glück! Angeblich sollte er uns direkt von Ha Giang bis zur Fähre bringen, von wo aus wir auf das gebuchte Schiff gehen konnten.
Der Nachtbus holte uns gegen 19 Uhr in Ha Giang ab, und wir machten es uns in den etwas kleineren Betten als bei der letzten Fahrt bequem. Dann ging es für uns ganze 12 Stunden über halsbrecherische Kurven bis nach Hanoi und weiter nach Cát Bà. Zum Glück verschliefen wir einfach alles. Dank unserer Reisetabletten waren wir gut gegen Übelkeit gewappnet.
Kurz nach 7 Uhr kamen wir auf Cát Bà an – und wurden auf einem ziemlich schrägen Parkplatz herausgelassen. Allerdings ohne jegliche Info darüber, wohin wir nun sollten. Es war auch nicht der Hafen, von dem das Schiff später ablegen würde, sondern einfach irgendwo mitten in der Stadt.
Sascha war sofort am Handy und versuchte, mit dem Reisebüro zu kommunizieren. Wohin mussten wir jetzt? Zuerst kam keine Antwort, also suchten wir uns ein Café, in dem wir frühstücken und einen Kaffee trinken konnten. Während ich in Ruhe einen Blogbeitrag schrieb, bombardierte Sascha das Reisebüro mit Nachrichten. Das Einzige, was wir wussten, war, dass das Schiff um 11:30 Uhr ablegen würde – mit oder ohne uns.
Gegen 9 Uhr kam endlich eine Reaktion. Uns wurde ein Standort in der Nähe übermittelt – angeblich das Büro des Schiffsunternehmens, wo wir warten sollten, bis uns jemand abholt. Bullshit.
Wir liefen dorthin und standen vor einer Häuserruine. Dort war nichts – kein Reisebüro, kein Schiffsunternehmen, einfach nur eine leere Grube zwischen zwei Häusern. Wir durchkämmten mit unseren Rucksäcken die Straße, fanden aber nichts.
Sascha war schon wieder am Handy und schrieb dem Reisebüro, dass wir am angegebenen Ort seien, aber hier nichts zu finden ist. Wieder dauerte es eine Weile, bis sich jemand meldete und uns mitteilte, wir sollten bitte zu einem 1 km entfernten Hotel gehen und dort warten.
Also liefen wir dorthin und erfuhren an der Rezeption, dass hier die Sunrise Cruise gebucht werden kann und wir einfach warten sollten. Der Rezeptionist hatte jedoch weder Informationen über uns erhalten, noch wusste er, dass jemand bei ihm abgeholt werden sollte. Er fotografierte unsere Reisepässe und übermittelte unsere Daten sicherheitshalber noch einmal an das Schiffsunternehmen.
Schließlich meinte er, wir sollten uns ins Restaurant setzen – man würde uns gegen 11 Uhr hier einsammeln.
Saschas und meine Nerven lagen blank. So hatten wir uns den Start in Cát Bà nicht vorgestellt. Alles war kompliziert, und am Ende hätten wir mit weit weniger Stress alles selbst buchen können. Dann hätten wir wenigstens genauere Infos gehabt und auf Mails oder QR-Codes vertrauen können.
Wenigstens hatten wir die Nummer des Reisebüros, das wir ununterbrochen vollgespammt hatten – sonst hätten wir wohl noch mehr Panik geschoben als ohnehin schon.
Kurz vor 11 Uhr meldete sich schließlich Jack auf meinem Handy. Er war unser Schiffsführer für die Cruise und würde uns in wenigen Minuten einsammeln. Okay, perfekt. Wir werden abgeholt. Alles wird funktionieren!
Gegen 11:30 Uhr waren wir endlich auf unserem Boot, zusammen mit 13 anderen Gästen aus verschiedenen Ländern – darunter drei deutsche Polizisten, mit denen wir uns kurzerhand an einen Tisch setzten und unsere bisherigen Reiseerfahrungen austauschten.
An diesem Mittag ging es für uns zuerst mit dem Kajak hinaus in die Bucht, wo wir Muschelfarmen und schwimmende Dörfer besichtigten. Anschließend lud das milde Wetter uns dazu ein, ins kalte Wasser zu springen.
Vom Schiff aus konnte man aus knapp sieben Metern Höhe ins Meer springen – und Junge, war das kalt! Nicht ganz so eisig wie der Wasserfall vom Vortag, aber trotzdem verdammt frisch. Der Sprung war es dennoch wert.
Ich bin zwar nicht gerade für meine Höhenangst bekannt, aber vom Dreimeterbrett im Schwimmbad bin ich nie gern gesprungen. Doch hey – man ist nur einmal in Vietnam, auf einem Boot, und kann direkt ins offene Meer springen, right?
Roman, einer der Polizisten, machte netterweise noch Bilder von uns im Wasser, bevor es für uns unter die warme Dusche ging. Danach genossen wir den Sonnenuntergang auf dem Oberdeck.
Am Abend erklärte uns Jack, wie man Sommerrollen zubereitet – was wirklich nicht schwer ist – und wir 15 Leute wurden für 30 Minuten sich selbst und den Sommerrollen überlassen. Danach gab es ein leckeres Abendessen, das jedoch etwas fischlastig ausfiel.
Gemeinsam mit Roman, Hendrick und Jonas saßen wir am Tisch. Nachdem Roman und Hendrick den Fisch probiert hatten und mir versicherten, dass die Shrimps wirklich lecker seien, wagte ich mich ebenfalls daran.
Ich muss sagen, sie schmeckten tatsächlich nicht schlecht – aber ich glaube nicht, dass ich sie mir in Zukunft noch einmal bestellen würde.
Für Sascha, der Fisch generell nicht mag, war die Auswahl leider ziemlich karg und trocken. Er musste sich mit Reis, Pak Choi und sehr trocken frittiertem Hühnchen begnügen. Naja – das Essen auf der Cruise war eher durchwachsen und nicht unser liebstes vietnamesisches Essen. Das, was wir auf dem Ha Giang Loop gegessen hatten, war um Welten besser. 😞
Den Abend ließen wir schließlich mit Karaoke ausklingen. Sascha verzichtete diesmal, aber ich nutzte die Gelegenheit, meine Gesangskünste unter Beweis zu stellen. Da hat sich bestimmt die halbe Bucht dran erfreuen können. 😆
Am nächsten Morgen ging es für uns in ein Naturschutzgebiet am Rande der Insel Cát Bà. Wir bekamen Fahrräder zur Verfügung gestellt und cruisten ohne Gangschaltung fünf Kilometer zum nächsten Dorf.
Dort konnten wir die Gemüsefelder der Bauern besichtigen und bekamen sehr wilden Schnaps präsentiert – Schnaps, in dem 20 tote Schlangen eingelegt waren. Das sah gruselig aus!
Weder Sascha noch ich trauten uns daran, aber stattdessen wagten wir uns an ein Fischbecken, in das wir unsere Füße hielten. Sofort knabberten unzählige kleine Fischis an unseren Zehen – das war echt kitzlig!
Danach ging es für uns schon wieder zurück aufs Boot, wo ein kleiner Brunch serviert wurde, bevor das Schiff zurück in den Hafen fuhr. Wir genossen noch die letzten Sonnenstrahlen auf dem Oberdeck, bevor wir in den Bus einstiegen, der uns in etwa vier Stunden nach Hanoi brachte.
Dort verabschiedeten wir uns von den drei Polizisten und machten uns auf den Weg zu unserem Hotel. Nun hieß es, ein paar Tage Großstadt, bevor es weiter an einen wärmeren Ort nach Laos gehen sollte.
Unser Fazit: Die Halong-Bucht bzw. Cát Bà wollten wir unbedingt besuchen, um die imposanten Karstfelsen zu bestaunen. Im Nachhinein würden wir jedoch keine Übernachtung auf einem Schiff mehr buchen. Die Fahrt war uns insgesamt zu touristisch, und für den Preis, den wir bezahlt haben, bekommt man in anderen Städten deutlich mehr geboten. Ein Tagesausflug hätte hier völlig ausgereicht.
Trotzdem sind wir froh, dass wir uns für Cát Bà entschieden haben, denn wie wir erfuhren, fahren hier täglich „nur“ etwa 60 Schiffe durch das weitläufige Gebiet – im Gegensatz zur Halong-Bucht, wo es bis zu 500 Schiffe pro Tag sein können.
Natürlich war es beeindruckend, diese Landschaft zu sehen, aber für uns kamen die Karstfelsen nicht annähernd an die atemberaubenden Berge von Ha Giang oder die wunderschöne Natur in Ninh Bình heran.
Bis zum nächsten Beitrag wünschen wir euch eine schöne Zeit!
Liebe Grüße
Jessi & Sascha










