Liebe Freunde und Familie,
Hanoi ist die Hauptstadt Vietnams und hat einiges zu bieten – jedoch weniger die bunte, schillernde Welt, die wir in Saigon erlebt haben. Hier gibt es weniger Neonreklame auf den großen Hauptstraßen, dafür viele kleine Läden und die bekannte Train Street.
Schon am ersten Tag unserer Ankunft stellten wir fest, dass Nathan und Bernice – die wir auf dem Ha Giang Loop kennengelernt hatten – sich ebenfalls in Hanoi aufhielten. Deshalb beschlossen wir, uns mit den beiden zu treffen.
Auch wenn unser letztes Wiedersehen kaum 24 Stunden zurücklag, war es sehr schön, sie erneut zu treffen. Wir verabredeten uns an der Train Street und warteten vergeblich eine Stunde auf einen Zug. Schließlich entschieden wir, dass wir die überteuerten Preise für das Essen dort nicht zahlen wollten, und suchten uns stattdessen ein kleines, gemütliches Restaurant in einer Seitenstraße. Im Hanoi Social Club aßen wir dann gemeinsam zu Abend. Es hat uns sehr gefreut, die beiden noch einmal zu treffen – wer weiß, vielleicht kreuzen sich unsere Wege ja erneut? 😊
Am nächsten Morgen beschlossen wir, durch die Straßen zu schlendern und das Leben in Hanoi auf uns wirken zu lassen. In einer Großstadt wie Hanoi ist es natürlich unausweichlich, vielen Touristen zu begegnen. Immerhin waren wir schon in zahlreichen anderen Großstädten unterwegs gewesen, aber irgendwie fühlte es sich hier anders an. Hanoi ist ein wichtiger Knotenpunkt und Startort für Tagesausflüge in andere Städte.
Was uns hier allerdings fehlte, waren die kleinen Märkte, über die wir so gerne schlenderten. Stattdessen fanden wir große, bekannte Einkaufsläden wie H&M und Uniqlo – aber eben nicht das, wonach wir suchten. Außerdem hatten die Händler hier gar nicht so viel Lust zu handeln wie in Saigon. Sehr schade. 😄
Und was mich wohl am meisten aufregte: Es gibt hier einfach keine schönen Postkarten! Ich habe im Geschäft versprochen, aus jedem Land eine Postkarte zu verschicken, aber natürlich achte ich auch auf die Ästhetik. In Hanoi waren die Postkarten jedoch meist verpixelt und wenig ansprechend. Nach langem suchen, ließen sich zum Glück trotzdem welche auftreiben.
Dafür fanden wir dank Nathans Empfehlung einen richtig, richtig, richtig guten Bánh Mì-Laden. Ihr erinnert euch bestimmt – diese leckeren, mit verschiedenen Zutaten belegten Baguettes, die wir in Vietnam so lieben gelernt haben. Ich glaube, in Bánh Mì 25 waren wir täglich und gönnten uns vier dieser Köstlichkeiten. Wir konnten und wollten einfach nicht darauf verzichten! Außerdem sind sie ein supergünstiger Snack, mit dem man viel Geld sparen kann. Vier Bánh Mì kosteten umgerechnet nur ca. 7 €. Da kann man wohl verstehen, warum wir uns einmal quer durch die Karte probiert haben. 😄
Auf Empfehlung von Bernice und Nathan besuchten wir an diesem Tag außerdem den Literaturtempel, der etwas außerhalb des Stadtzentrums liegt. Man merkte, dass sich die Vietnamesen auf das Neujahrsfest Tết vorbereiteten. Es wird zeitgleich mit dem chinesischen Neujahr gefeiert, und hier schließt dann alles für mehrere Tage. Die ganze Stadt war bereits festlich geschmückt, und viele junge Frauen und Männer liefen in traditionellen Kleidern durch den Literaturtempel, um dort Fotos zu machen. Ein wirklich schönes Bild! 😊
Der Literaturtempel selbst war ebenfalls beeindruckend. Mit seinen schön angelegten Gärten und den elegant geschwungenen Dächern fühlte man sich in eine andere Zeit versetzt. Auch im Inneren konnte man heilige Statuen besichtigen. Eine nette Dame verkaufte Stempeldrucke mit Motiven verschiedener Orte und Tiere – leider hatten wir kein Bargeld mehr, um eines zu kaufen.
Danach ging es für uns weiter durch die Stadt zum Mausoleum von Ho Chi Minh, der im Norden Vietnams als Nationalheld und als Vereiner des Landes nach dem Krieg verehrt wird. Leider gab es hier keine englischen Beschriftungen, und Google Lens funktionierte eher schlecht als recht, sodass wir kaum Informationen über die Geschichte des Ortes erhalten konnten.
Unsere Füße trugen uns weiter durch die Stadt, bis wir schließlich auf einen bunten Markt stießen, auf dem man jede Menge Dekorationen für Tết kaufen konnte. Überall hingen die Kalender für das Jahr der Schlange, und ich entdeckte einen Süßigkeitenstand, den ich natürlich sofort überfiel. 😄 Ich packte mir eine bunte Mischung der verschiedensten Gummibärchen ein.
Am Abend verschlug es uns erneut zur Train Street – vielleicht würden wir ja diesmal einen Zug sehen? Wir liefen entlang der Schienen, als wir plötzlich auf Moritz und Jessica trafen, mit denen wir in Saigon die Tour zu den Tunneln gemacht hatten. Wie klein ist bitte Vietnam, dass man sich hier einfach zufällig wieder über den Weg läuft, ohne es abgemacht zu haben? 😄
Zusammen setzten wir uns in ein kleines Bistro, bestellten eine Flasche Bier und unterhielten uns entspannt für drei Stunden. Dabei erfuhren wir viel über ihre Reiseroute und wohin es sie als Nächstes verschlagen würde. Wir tauschten allerlei Tipps aus, da wir das in Saigon nicht geschafft hatten.
Und während wir dort saßen und unser Bier langsam austranken, fuhr der Zug tatsächlich drei Mal an uns vorbei. Es ist wirklich spannend zu sehen, wie schmal die Gasse ist – gerade breit genug für den Zug – und es gibt hier keine Sicherheitsbarrieren. Würde man die Hand ausstrecken, könnte man den Zug einfach berühren.
Die Bistrobesitzer sind allerdings sehr streng mit unvorsichtigen Touristen. Wer nicht auf ihre Anweisungen hört, wird bestimmt und notfalls unsanft dazu aufgefordert, sofort in den Laden zu gehen. Es hat hier bereits mehrere Unfälle mit dem Zug gegeben. Die Regierung hatte zeitweise sogar angekündigt, die Train Street wegen der hohen Unfallzahlen komplett zu schließen, da sie als zu gefährlich galt. Nur durch das Engagement der Bistro-, Café- und Restaurantbesitzer sowie deren Versicherung, sich aktiv um die Sicherheit der Gäste zu kümmern, bleibt die Train Street weiterhin für Touristen zugänglich.
Moritz und Jessi setzten uns jedoch noch eine neue Idee in den Kopf: ein Inselurlaub zum Abschluss unserer Reise! Sie gaben uns einige Vorschläge, und in unseren Köpfen nahm die Idee langsam Gestalt an. Das klang wirklich verlockend. Wir spürten zunehmend, wie anstrengend das schnelle Reisen in den letzten Wochen gewesen war. Alle zwei bis drei Tage die Rucksäcke zu packen und mit Nachtbussen oder Zügen durch die Länder zu düsen, ist leider keine Erholung. Und gestresst wollten wir nicht nach Deutschland zurückkehren. Besonders weil unser Plan war, die Reise in Japan zu beenden – einem Land, in dem wir viele Städte besuchen, zahlreiche Tempel erklimmen und ebenfalls alle paar Tage den Standort wechseln wollten.
Mit diesen Gedanken verabschiedeten wir uns von Moritz und Jessi und hoffen auf ein Wiedersehen – irgendwo auf der Welt. 😊
Unser dritter Tag in Hanoi startete wieder in den vollen Gassen – und mit der Vorfreude darauf, dass heute Nick und Lisa aus den Niederlanden in Vietnam ankommen würden! Das hatten wir bereits im Voraus geplant und uns sogar im selben Hostel einquartiert.
Den Vormittag verbrachten wir mit der Suche nach Souvenirs und Postkarten, bevor wir uns am frühen Abend mit den beiden zum Essen trafen. Und wie immer war es lustig mit ihnen – fast schon eine kleine Tradition, sich alle zwei Wochen zu treffen und neue Reiseerfahrungen auszutauschen.
Allerdings war es unser letztes Treffen in Asien, da ihre Rückreise in die Niederlande bereits Anfang Februar feststand. Danach würden sie mit einem umgebauten Campervan nach Norwegen reisen – da kann man schon ein wenig neidisch werden!
Wir gaben ihnen einige Tipps für Ha Giang, da sie in den kommenden Tagen dorthin reisen wollten. Allerdings würden sie den Loop komplett selbstständig fahren – anders als wir, die mit einer Gruppe und unseren Easyridern unterwegs waren.
Also teilten wir ihnen unsere Route mit und schickten ihnen unsere besten Aussichtspunkte, damit sie ein ähnliches Erlebnis haben konnten. Dann hieß es für Sascha und mich: zurück ins Hotel.
Gegen 22 Uhr packten wir unsere Rucksäcke, denn am nächsten Morgen um 6 Uhr ging es mit dem Taxi zum Flughafen. Wir hatten genug von Nordvietnam und den kühleren Temperaturen – in Laos würden uns 30 Grad und Sonne pur erwarten! Darauf freuten wir uns riesig. Außerdem wollten wir dort langsamer reisen. In zwei Wochen hatten wir nur drei Städte und ein Dorf auf dem Plan – ganz anders als in Vietnam, wo wir innerhalb kurzer Zeit sechs Orte besucht hatten.
Hanoi bietet in unseren Augen nicht so viele spektakuläre touristische Highlights wie andere Städte. Stattdessen haben wir das Stadtleben auf uns wirken lassen und sind oft die gleichen Straßen in der Gegend um unser Hotel abgelaufen. Aber auch das tat mal gut – für einige Tage einfach dem gleichen Trott folgen zu können.
Das ist unser letzter Post aus Vietnam. Damit verabschieden wir uns aus diesem spektakulären Land, das uns mit seiner atemberaubenden Natur und den herzlichen Menschen begeistert hat.
Wir würden definitiv noch einmal nach Vietnam reisen – vor allem, um den Ha Giang Loop erneut zu fahren. Das war das absolute Highlight dieser Reise und ließ alles danach ein wenig blass erscheinen. Aber jetzt, drei Wochen später, wenn ich auf unsere Zeit in Vietnam zurückblicke und alles aufschreibe, stelle ich fest: Wir hatten eine fantastische Zeit und würden keine Sekunde davon missen wollen.
Bis zum nächsten Posting, ihr lieben Leser und Bilderschauer!
Greetings
Jessi & Sascha













