Nong Khiaw – Ruhe, Natur und der schönste Ausblick in Laos

Saibaidi liebe Freunde und Familie,

Nong Khiaw liegt etwa 140 km von Luang Prabang entfernt und wird nicht vom Zug angefahren. Das Dorf ist nur mit kleinen Bussen erreichbar, die man vorab über das Hotel buchen kann. Das Gepäck stapelt sich in diesen Bussen auf den Sitzen, auf Menschen, auf dem Boden – und wenn es nach dem Busfahrer ginge, vermutlich auch auf dem Dach. In unseren Bus passten 15 Personen, und es war verdammt eng. Stellt euch das mal vor: 33 °C Außentemperatur, und die Klimaanlage funktioniert nicht richtig. Bei einem Tankstopp beobachteten wir, wie der Busfahrer frisches, kaltes Wasser aus der Flasche in das Kühlsystem kippte. Ich bin kein Mechaniker – keine Ahnung, ob man das so machen sollte. Ich stand dem Ganzen etwas skeptisch gegenüber. Aber am Ende kamen wir an, und das ist die Hauptsache.

Unsere Reisetabletten leisteten dabei wertvolle Dienste – ohne sie hätten wir die Busfahrt wohl nicht unbeschadet überstanden. Doch wir können sagen: Die vier Stunden im holprigen Bus, über die wohl schlimmsten Straßen mit tiefen Schlaglöchern, haben sich gelohnt. Nong Khiaw liegt inmitten von Bergen und wird von einem breiten Fluss durchzogen. Hier ist alles ruhig, keine lauten Partys, und trotz 33 °C Außentemperatur schwitzt man nicht, wenn man in der Sonne sitzt – eine kühle Brise aus den Bergen sorgt für eine angenehme Erfrischung.

Für unser Hotel hatten wir uns diesmal etwas Teureres ausgesucht. Es lag direkt am Fluss, hatte einen wunderschönen kleinen Balkon, von dem aus wir den Sonnenuntergang über dem Wasser bestaunen konnten, und war von beeindruckender Natur umgeben. Die Hotelbesitzerin bereitete uns täglich frisches Frühstück zu, kümmerte sich um all unsere Anliegen und bot sogar einen Wäscheservice für unsere Kleidung an. Wir haben es hier sehr genossen. 😊

An unserem ersten Tag erkundeten wir das Dorf zu Fuß, suchten uns nette Restaurants aus, in denen wir für gerade einmal 2–3 € gemeinsam zu Abend essen konnten, und probierten uns durch die laotische Küche. Besonders beliebt sind hier Currys in den Farben Gelb, Rot und Grün, die auf fast jeder Speisekarte zu finden sind. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich großartig etwas anderes probiert habe als gelbes Curry – es hatte es mir einfach angetan! Sascha hingegen testete Gerichte mit frischem Bambus und bestellte sich immer wieder Pad Thai. Da wir Thailand nicht mehr besuchen würden und Pad Thai zu Saschas absoluten Lieblingsgerichten zählt, musste eben Laos herhalten. Und wir können bestätigen: Es schmeckt hier mindestens genauso gut wie das, was Sascha mit seinem Vater Oli mal in einem Kochkurs in Stuttgart gekocht hat. 😜

In Nong Khiaw hatten wir vier Nächte gebucht – wir wollten uns erholen, abschalten und einfach mal die Füße hochlegen. Und genau das machten wir am zweiten Tag. Wir verließen unseren Balkon nur zum Essen. Währenddessen planten wir unsere Reise durch China, besprachen die weitere Route, schrieben mit Yuri (Mamas Freundin in Japan, die wir besuchen werden) über unseren Aufenthalt dort und entschieden, wohin es noch gehen sollte.

Seowoo und Eunkyung, das koreanische Pärchen, das wir in Vang Vieng kennengelernt hatten, luden uns ein, sie in Seoul zu besuchen. Leider mussten wir jedoch feststellen, dass die Flüge von China oder Japan aus nicht erschwinglich waren. Sonst hätten wir das wirklich gerne gemacht. Wir hoffen jedoch, dass wir das irgendwann nachholen können. Südkorea steht definitiv auf unserer Reiseliste – vielleicht ergibt sich die Gelegenheit ein anderes Mal. 😊

Dafür waren die Flüge nach Taiwan von Tokio aus eine günstige Alternative, sodass wir nun auch einen einwöchigen Aufenthalt dort planen. Langsam geht uns nämlich die Zeit aus! In Nong Khiaw hatten wir bereits die Halbzeit unserer Reise erreicht – zwei Monate waren vorbei, zwei Monate blieben noch. Ich rechnete mir genau aus: 59 Tage verbleibend. Davon würden bereits 21 Tage in Japan und 15 in China vergehen. Wenn man dann noch acht Tage in Taiwan abzieht, bleiben nur noch 15 Tage übrig! Und in Laos hatten wir zu dem Zeitpunkt noch vier Tage vor uns, da wir das Land erst am 5. Februar verlassen würden. Also blieben uns letztlich nur noch elf Tage, die wir uns dafür aufsparen wollten, um uns vor der Rückkehr nach Deutschland noch einmal richtig zu entspannen.

Ihr merkt – wir planen viel und freuen uns auf all unsere Reiseziele! Wenn alles nach Plan läuft, werden wir am Ende unserer Reise neun Länder bereist haben. 😊

Aber erstmal zurück nach Nong Khiaw. Dafür, dass wir einen ganzen Tag nur mit Recherche verbracht hatten, ging es am nächsten Tag richtig steil bergauf – im wahrsten Sinne des Wortes.

Sascha wollte zu einem Aussichtspunkt wandern, und ursprünglich hatte ich mich dagegen entschieden (ihr wisst ja, ich bin keine begeisterte Wanderin). Aber wir machen diese Reise zusammen! Ich konnte ihn doch nicht einfach alleine irgendwo hochlatschen lassen. Also verschob ich das Schreiben meines Reiseberichts und entschied mich, mit ihm gegen 10:30 Uhr loszulaufen. Einen Berg zu erklimmen? Pah! Das ist doch ein Klacks. Außerdem stand in den Google-Rezensionen, dass der Aufstieg nur etwa 40 Minuten dauern würde – also voll easy. Richtig? RICHTIG?

Meine Güte … Am Ende brauchten wir, glaube ich, 1,5 Stunden. Der Weg war unfassbar steil, und das wohl Demütigendste an der ganzen Sache war der Einheimische, der uns zwischendurch in Flipflops überholte – und uns dabei auch noch frech angrinste. Ich war komplett am Ende. Meine Kleidung klebte schon nach wenigen Minuten an mir, und der Pfad führte in engen Serpentinen über unbefestigte Erde den Berg hinauf. An besonders steilen Stellen musste man sich an Seilen hochziehen oder an losen Steinen festhalten.

Sascha schob mich zwischendurch mit einer Hand im Rücken den Berg hinauf, weil ich einfach nicht mehr konnte. Unsere 1,5 Liter Wasser waren schneller leer, als uns lieb war, und die Hoffnung, unterwegs oder oben auf dem Gipfel einen Snackstand zu finden, war verschwindend gering. Hier gab es schließlich keine befestigten Wege, sondern nur unebene Erdpfade. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Leute hier freiwillig massenweise Wasser auf den Berg schleppten.

In unserer Verzweiflung klaute Sascha grüne Bananen von einem Baum, aber die schmeckten überhaupt nicht. Irgendwann legte ich mich erschöpft auf eine Bambusbank und gönnte mir eine zehnminütige Pause. Meine Laune? Lässt sich wunderbar an den Fotos ablesen – die Motivation war komplett im Keller. Die Leute, die uns entgegenkamen, versicherten uns jedoch, dass sich die Qual absolut lohnen würde und dass es nicht mehr weit sei. Meh.

Eines muss ich ihnen lassen: Die Aussicht war wirklich atemberaubend! Das letzte Stück des Aufstiegs führte über Felsen, und von der Spitze aus hatte man einen 360°-Blick über die gesamte Umgebung. Dort konnte man sich auch mit der laotischen Flagge fotografieren lassen. Was es hier allerdings nicht gab: Wasser. Jedenfalls keines zu kaufen.

Dafür fanden wir aber fünf große 10-Liter-Kanister mit frischem Wasser. Wahrscheinlich waren sie für Touristen vorgesehen, die hier oben übernachten, um am frühen Morgen „über den Wolken“ aufzuwachen – denn zu dieser Zeit hängen die Wolken noch tief im Tal und steigen erst später auf. Da nirgendwo ein Schild stand, das die Nutzung des Wassers verbot, und ich sonst vermutlich umgekippt wäre, füllten Sascha und ich unsere Flaschen auf.

Wir blieben etwa 1,5 Stunden auf dem Gipfel, nicht zuletzt, weil wir ein niederländisches Pärchen aus Den Haag kennenlernten und ins Gespräch kamen. Die Wasserflaschen wurden zwischendurch nochmals aufgefüllt – mit dieser Hitze ist wirklich nicht zu spaßen. Marco und Sarah planten ebenfalls eine Reise nach China, und wir tauschten gegenseitig unsere Ideen aus. Allerdings würden sie erst drei Wochen nach uns einreisen, da sie vorher noch nach Kambodscha reisen wollten. Auch dazu gaben wir ihnen einige Tipps – immerhin zählt Kambodscha zu unseren bisherigen Lieblingsländern in dieser Region. 😊

Nach unserem Abstieg stand vor allem eines auf unserer Prioritätenliste: Essen. Und eine eiskalte Dusche.

Zurück in unserem Hotel lernten wir Yvonne und Marcus, ein Schweizer Pärchen, kennen. Die beiden kamen auf uns zu und fragten, ob wir Lust hätten, am nächsten Tag eine private Tour flussaufwärts zu machen. Dabei würde man mit einem Slowboat zu einem kleinen Dorf fahren, einen Wasserfall besichtigen, zu einem Aussichtspunkt wandern und eine Höhle besuchen, in der sich die Menschen während des Vietnamkriegs vor den Bomben versteckt hatten. Außerdem würde die Tour zur alten „Hauptstadt“ der Region, Muang Ngoy, führen, und anschließend könnte man noch zwei bis drei Stunden mit dem Kajak flussabwärts fahren.

Da Sascha und ich sowieso vorhatten, diese Tour zu machen, schlossen wir uns gerne an. Zu viert war es definitiv entspannter als in einer großen Gruppe mit zehn Leuten!

An unserem dritten Tag ging es für uns schon morgens um 8 Uhr los. Der Nebel hing noch tief über dem Fluss, als wir in unser Slowboat stiegen und über den Nam Ou schipperten. Fast eine Stunde fuhren wir in der morgendlichen Kälte flussaufwärts, während wir vier alle in unsere Fleecejacken gehüllt dasaßen, um nicht zu frieren.

In Sop Keng verließen wir das Boot, und unser Bootsführer „Aeh“ (ja, er hieß wirklich so) führte uns eine Stunde lang durch kleine Höfe, trockengelegte Reisfelder und über Wald- sowie Wasserpfade bis zum Tad Mok Wasserfall.

Gegen 10:30 Uhr erreichten wir ihn. Obwohl es nur 18°C warm war – und das Wasser noch kälter –, sprangen Sascha und ich trotzdem in die eiskalten Fluten und duschten unter dem Wasserfall. Marcus folgte uns wenig später, nur Yvonne verzichtete auf dieses frostige Erlebnis.

Nach einer Stunde wanderten wir zurück zum Fluss, wo es mit dem Boot weiter flussaufwärts ging. Mit einer kleinen Stärkung im Bauch – gebratene Nudeln im Ei, die Aeh uns in Bananenblätter eingepackt hatte – machten wir uns auf zum nächsten Aussichtspunkt.

Zum Glück war dieser Aufstieg bei weitem nicht so anstrengend wie der am Vortag. Etwa auf halber Strecke lag der Eingang zu einer Höhle, die wir besichtigen wollten.

Laos nahm zwar nicht aktiv am Vietnamkrieg teil, wurde aber dennoch schwer bombardiert. Tatsächlich gehört es zu den am stärksten bombardierten Ländern der Welt. Noch heute gibt es Unfälle mit Blindgängern, und in der Region rund um Nong Khiaw sieht man überall Warnschilder, die davor warnen, abseits der Wege in den Dschungel zu gehen.

Warum wurde Laos so stark bombardiert? Durch das Land führte der berühmte „Ho-Chi-Minh-Pfad“, eine lebenswichtige Versorgungsroute für die vietnamesischen Vietcong-Soldaten. Dieser Pfad verlief entlang der vietnamesischen Grenze und wurde genutzt, um Kämpfer und Nachschub nach Südvietnam zu bringen – unter anderem zu den Tunnelsystemen, die wir in Saigon besichtigt hatten. Um diese Route zu zerstören, warfen die Amerikaner unzählige Bomben über Laos ab. Ein weiterer Grund war jedoch schlichtweg der, dass amerikanische Kampfflugzeuge ihre Bombenlast nicht mehr mit zurücknehmen konnten – also ließen sie die restlichen Bomben einfach über Laos fallen. Man kann sich das kaum vorstellen: Über Laos wurden mehr Bomben abgeworfen als über Deutschland und Japan zusammen während des gesamten Zweiten Weltkriegs! Besonders der Norden des Landes wurde schwer getroffen, und viele unschuldige Menschen verloren ihr Leben.

Die Laoten beteiligten sich nicht am Krieg, doch sie litten enorm unter den Bombardierungen. Um zu überleben, floh die Bevölkerung in riesige Höhlen, in denen sie Schutz suchte – nicht nur für ein paar Nächte, sondern für Monate und Jahre. Weil es tagsüber zu gefährlich war, sich draußen aufzuhalten, verließen die Menschen die Höhlen oft nur nachts.

Die Höhle, die wir besichtigten, bot Platz für bis zu 300 Menschen. Doch das Leben dort war keineswegs chaotisch – im Gegenteil, es war erstaunlich gut organisiert. Es gab eine Polizeistation, eine Bank und sogar eine Krankenstation. Die Menschen waren auf das Überleben vorbereitet.

Die Höhle reichte mehrere hundert Meter tief in den Berg hinein. An manchen Stellen fanden wir alte, verrostete Dosen, und in einer Ecke stand ein kleiner Schrein mit Buddha-Figuren. Noch heute kommen Menschen hierher, um kleine Geschenke und Geldscheine als Opfergabe zurückzulassen. Die Atmosphäre war beeindruckend – und bedrückend zugleich.

Anschließend machten wir uns auf den Weg hinauf auf den Berg, um einen Blick auf Muang Ngoy zu erhaschen. Das Dorf war bis vor einigen Jahrzehnten noch die Hauptstadt der Region gewesen (quasi das Stuttgart von Baden-Württemberg). Doch irgendwann entschied man sich, den Verwaltungssitz nach Nong Khiaw zu verlegen – vermutlich, weil die Straße nach Luang Prabang dort besser ausgebaut und die Strecke kürzer war.

Muang Ngoy ist ein kleines, verschlafenes Örtchen mit charmantem Flair, das sich jedoch längst auf Touristen eingestellt hat. Entlang der Hauptstraße reihen sich Souvenirläden und westliche Restaurants aneinander. Im Vergleich dazu wirkte Nong Khiaw auf uns etwas entspannter und weniger touristisch angehaucht – oder vielleicht bildeten wir uns das auch nur ein. Wer weiß?

Nach unserem kurzen Abstecher ging es für uns aufs Kajak. „Flussabwärts paddeln? Das wird doch easy!“ dachten wir. Haha. <.<
Tja, falsch gedacht. Da weiter oben im Fluss Staudämme das Wasser regulieren, gibt es hier kaum Strömung. Bedeutet: Wir mussten wirklich sehr, sehr viel paddeln. Unser Bootsführer hingegen düste immer wieder fröhlich winkend mit seinem Slowboat an uns vorbei – das plötzlich gar nicht mehr so slow war.

Das Kajakfahren ging uns allen ordentlich auf die Oberarme. Wir hatten die Strecke von Muang Ngoy nach Nong Khiaw unterschätzt und waren nach zwei Stunden komplett erledigt. Schließlich schafften wir es irgendwie, mitten auf dem Fluss vom Kajak zurück ins Boot zu klettern – gar nicht so einfach! Sascha stellte sich kurzerhand ins Wasser, um das Kajak zu stabilisieren (zum Glück reichte ihm das Wasser nur bis zu den Oberschenkeln), und ich konnte so entspannt ins Boot steigen.

Gegen 16:30 Uhr erreichten wir endlich wieder Nong Khiaw. Zurück im Hotel ließen wir den Tag entspannt auf dem Balkon ausklingen. Unser Bus zurück nach Luang Prabang für den nächsten Morgen war bereits gebucht, und so verabschiedeten wir uns gedanklich langsam aus Laos.

In Luang Prabang hatten wir noch eine letzte Nacht eingeplant, bevor es am 5. Februar gegen 18 Uhr mit dem Zug in zwei Stunden zurück nach Vientiane ging. Von dort startete um 23:55 Uhr unser Flug nach Shanghai.

Wir waren aufgeregt – aber schon jetzt müde. Unser Flug würde mit der Zeitverschiebung gegen 4 Uhr morgens in Shanghai landen, doch die meisten Geschäfte öffneten dort erst gegen 9 oder 10 Uhr. Und unser Weiterflug nach Zhangjiajie ging erst um 19:30 Uhr weiter. Hui, das würde ein langer Tag werden!

Aber dazu mehr in unserem Beitrag über Shanghai!

Liebe Grüße
Jessi & Sascha