Liebe Freunde und Familie,
für mich ist es das erste Mal, dass es nach China geht. Sascha war bereits vor einigen Jahren mit seinen Eltern auf einem Zwischenstopp in Shanghai. Ich glaube, wir können die Stadt nur jedem ans Herz legen. Wer einen längeren Layover in Shanghai mit dem Flugzeug hat, sollte die Möglichkeit nutzen, dass man als Europäer derzeit kostenfrei nach China einreisen darf.
Früher konnte man ein 96-Stunden-Visum erhalten – mal schauen, wie sich das künftig entwickeln wird.
Am Flughafen hat man ab 7 oder 8 Uhr morgens die Möglichkeit, mit der regulären U-Bahn in ca. 50 Minuten in die Innenstadt zu fahren, oder man nimmt den Maglev. Der Maglev benötigt für die gleiche Strecke nur ca. 8 Minuten und fährt mit einer Höchstgeschwindigkeit von 301 km/h von A nach B. Aber wie ihr schon lest: Das geht erst ab 8 Uhr morgens. Davor kann man sich nur mit Taxis vom Flughafen wegbewegen – aber was will man um 5 Uhr morgens schon in der Stadt?
Wir landeten um 4 Uhr morgens in Shanghai, die Einreise verlief problemlos und super einfach. Zuerst wurde die Temperatur aller Einreisenden kontrolliert – wahrscheinlich ein Überbleibsel der COVID-19-Pandemie –, bevor man an einem Automaten seine Fingerabdrücke scannen ließ. Aber das kennen wir bisher aus jedem Land unserer Reise. Danach ging es zur Passkontrolle, wo wir einfach nur einen kleinen Stempel in den Pass gedrückt bekamen – und schon waren wir offiziell in China eingereist. Weitaus einfacher als in Indien, wo wir mit unserem Visum auch alle Angaben über unsere Eltern machen mussten (Name, Geburtsdatum & -ort). Bei der Einreise hier mussten wir lediglich unser erstes Hotel angeben.
Kurzzeitig überlegten wir, am Flughafen ein Hotel zu suchen, um uns ein paar Stunden erholsamen Schlaf zu gönnen. Denn auf dem Flug hatten wir zwar ein bisschen schlafen können, aber trotzdem waren wir hundemüde – wahrscheinlich noch wegen der anstrengenden Wanderungen und Kajakfahrten in Laos. Allerdings waren die Hotels am Flughafen nicht nur maßlos überteuert, sondern auch ausgebucht.
Also setzten wir uns auf irgendwelche unbequemen Stühle im Wartebereich des Flughafens (vor dem Check-in) und versuchten, mit Schlafmaske und Kopfhörern auf den Ohren ein bisschen zu schlafen – so wie fast alle anderen Leute um uns herum auch.
War übrigens genauso unbequem, wie es klingt. Knapp drei Stunden verschliefen wir mehr oder weniger erholsam, bevor wir unseren Kulturbeutel aus dem Handgepäck holten und uns auf der Flughafentoilette frisch machten. Danach gönnte ich mir erstmal einen überteuerten Starbucks-Kaffee am Flughafen – aber er half.
So überbrückten wir die Zeit bis 9:30 Uhr, bevor wir unsere Sachen schnappten und uns auf die Suche nach dem Maglev machten – den wollten wir unbedingt nehmen! Wann fährt man denn schon mal mit einer Hochgeschwindigkeits-Magnetschwebebahn? Wir kauften uns für 11 € pro Person ein Ticket, mit dem wir zwei Fahrten mit dem Maglev machen und den ganzen Tag das Netz der Bahnen und Busse in Shanghai nutzen konnten – und dann ging es auch schon los. Alle 15 Minuten pendeln zwei Maglev-Züge vom Flughafen zum äußeren Stadtkern von Shanghai, wo man dann umsteigt, um in ca. 15 Minuten mit der U-Bahn entspannt ins Zentrum zu gelangen.
Die Beschleunigung der Bahn spürt man im Inneren nicht so stark, wie man es vielleicht erwarten würde. Aber über eine Anzeige kann man mitverfolgen, wie schnell man sich bewegt – und wenn man bedenkt, dass es nichts gibt außer den Schienen mit den Magneten, keine Sicherheitsmauer am Rand der Schienen, keine Oberleitung… irgendwie beängstigend und beeindruckend zugleich. Wir haben es geliebt!
In Shanghai stiegen wir beim People’s Park aus und zuerst erblickt man die hoch aufragenden Hochhäuser, die die Straßen säumen und die Stadt irgendwie in Szene setzen. Wir schlenderten erstmal entspannt durch den Park und beobachteten die Einheimischen beim Morgensport.
Wie Sascha es gut ausdrückte: Shanghai spiegelt eine westliche Welt wider. Überall findet man bekannte Marken und Läden, die man genauso in jeder amerikanischen oder europäischen Großstadt antreffen würde. Und trotzdem hat die ganze Stadt ein ganz eigenes, chinesisches Flair.
Wir durchquerten die Fußgängerzone, die um diese Uhrzeit noch recht leer war, und machten überall Fotos. Besonders ein beeindruckender M&M-Laden zog uns in den Bann. Was wir allerdings auch merkten: Es war kalt. Sascha hatte sich in Luang Prabang zwar noch eine Winterjacke zugelegt, aber uns fehlten Mützen und Handschuhe. Zum Glück ließ der nächste Uniqlo nicht lange auf sich warten. Dort kauften wir uns Handschuhe, Mützen, eine neue Hose für Sascha und für jeden von uns zwei Paar lange Socken (und für mich eine Thermostrumpfhose).
Am Ende der Fußgängerzone befindet sich übrigens die berühmte Skyline von Shanghai mit dem Pearl Tower. Sascha freute sich schon auf meine Reaktion – er kannte sie ja bereits, aber für mich war es wohl die erste wirklich beeindruckende Skyline, die ich jemals gesehen hatte. Er machte sogar extra ein Video von mir, um meine Reaktion einzufangen. Ich glaube, ich stand zwischenzeitlich einfach nur mit offenem Mund da. Die Hochhäuser auf der anderen Flussseite ragen riesig in den Himmel, und mit dem hellblauen Himmel als Kulisse war das Wetter nahezu perfekt! (Ein bisschen wärmer hätte es allerdings sein dürfen.)
Doch nicht nur die Skyline war ein Touristen-Highlight – nein, auch wir! Ich weiß gar nicht, wie viele Leute ihre Handys zückten, um Fotos von uns zu machen. Kleine Kinder rannten an uns vorbei, blieben ein paar Meter vor uns stehen und stießen ein erstauntes “Wooow” aus.
Wir kannten das ja bereits aus Indien, aber hier wurden die Fotos eher subtil gemacht – Handys wurden unauffällig hochgehalten, und im Vorbeigehen wurde schnell ein Foto geschossen. In Indien hingegen wurden uns die Handys quasi direkt ins Gesicht gehalten, und jeder wollte ein Selfie mit uns. Hier bekamen wir stattdessen liebe Komplimente von Chinesen, die uns sagten, wie hübsch wir seien oder was für ein schönes Paar wir wären. Das fanden wir echt süß.
Von der Skyline aus bewegten wir uns weiter ins alte Viertel von Shanghai, das noch für das chinesische Neujahr geschmückt war. Vieles der Dekoration stand im Zeichen der Schlange, aber auch viele andere leuchtende Installationen erhellten die Straßen.
Im alten Viertel wagten wir uns ans Streetfood – was gar nicht so einfach war. Ohne Google Lens (man hält die Kamera auf die Schriftzeichen, und diese werden automatisch mit Google Übersetzer übersetzt) hätten wir wohl einige Überraschungen erlebt. So konnten wir immerhin herausfinden, was wir auf keinen Fall essen wollten (Suppe aus Entenblut, Krabben oder Schweinedarm) und fanden schließlich leckere Rind- und Lammfleischspieße sowie frittierte Frühlingszwiebel-Schnecken.
Und wer jetzt die Stirn runzelt und sich fragt: „Moment mal, Google und das westliche Internet funktioniert doch gar nicht in China – wie können die beiden überhaupt online sein und Bilder verschicken?“, hier eine kurze Erklärung zum Internet:
Hätten wir uns vor Ort in einem Laden eine chinesische SIM-Karte geholt, hätten wir vermutlich wirklich Probleme mit unseren Handys gehabt. Doch stattdessen haben wir uns eine eSIM von einem ausländischen Anbieter besorgt. Damit nutzen wir mobiles Internet, das nicht von der chinesischen „Great Firewall“ eingeschränkt wird – deshalb funktioniert alles ganz normal.
Ein VPN (Virtuelles Privates Netzwerk) brauchen wir nur, wenn wir uns mit einem lokalen WLAN verbinden. Denn dann unterliegt unser Internetzugang den chinesischen Einschränkungen. Das VPN hilft uns, diese zu umgehen, indem es unseren Standort virtuell in ein anderes Land verlegt.
Kurz gesagt: Mit der eSIM haben wir überall mobiles Internet ohne Einschränkungen, und im WLAN hilft uns das VPN, weiterhin alles wie gewohnt zu nutzen.
Nach dem Essen stromerten wir noch ein bisschen durch die engen Gassen und besuchten einen kleinen, aber schönen Park, der direkt neben dem alten Viertel liegt und ein paar tolle Fotospots bietet. Anschließend fuhren wir mit der Bahn ins Hochhausviertel, das wir zuvor bereits fotografiert hatten. Dort sahen wir den Pearl Tower noch einmal aus direkter Nähe – bevor ich beschloss, dass ich dringend einen zweiten Kaffee brauche.
Sascha trinkt Kaffee ja leider nicht so gerne, er bekommt davon meistens Sodbrennen, also probiert er bei mir meistens nur mit. Ich suchte mir also wieder einen Starbucks und bestellte mir einen Hafermilch-Latte. Während ich meinen Kaffee schlürfte, machte Sascha einen Powernap auf mir. 30 Minuten mussten dafür reichen – wir mussten ja noch etwas zu essen auftreiben und rechtzeitig zurück zum Flughafen, damit wir unseren Flug nicht verpassen.
Unser Abendessen bestand diesmal aus McDonald’s – wir fanden auf die Schnelle nichts anderes, und dann war unser Aufenthalt in Shanghai auch schon vorbei. Zurück am Flughafen warteten wir noch 30 Minuten am Gate und luden unsere Handy-Akkus an den Steckdosen auf, bevor das Boarding begann.
Nachts, gegen 22 Uhr, landeten wir schließlich in Zhangjiajie. Unser Gastgeber wartete bereits im Hostel auf uns und zeigte uns unser kleines, aber feines Zimmer, das sofort von der Heizung aufgewärmt wurde. Perfekt nach so einem kalten Tag! Müde fielen wir ins Bett. Unser Wecker klingelte am nächsten Morgen schon wieder früh – wir wollten schließlich den Nationalpark erkunden, bevor die Menschenmassen eintrafen!
Doch dazu mehr im nächsten Beitrag.
Liebe Grüße
Jessi & Sascha











