Assalaamu alaikum, liebe Freunde und Familie,
Dass es uns am Ende unserer Reise auf die Malediven verschlagen würde, hatten wir definitiv nicht von Anfang an geplant. Überhaupt war es nie in unserem Kopf gewesen, die Inseln zeitnah zu bereisen – sie waren eher immer nur ein kleines Hirngespinst, nun befeuert von Jessi und Moritz aus Hanoi.
Aber nachdem wir festgestellt hatten, wie günstig die Flüge von Taiwan nach Malé sind, haben wir nicht lange gezögert. Auch der Rückflug von hier mit einem 10,5-stündigen Direktflug nach Frankfurt hielt sich überraschenderweise wirklich in Grenzen. Dank sehr viel Recherche von Sascha konnten wir auch geeignete Inseln finden, auf denen es nicht nur die teuren Resorts gibt, die den Preis unglaublich in die Höhe treiben. 500 bis 2.000 € pro Nacht sind hier nicht unüblich, wenn man auf einer Privatinsel mit eigenem Haus im Meer übernachten möchte.
Aber das kam für uns nicht infrage – wir müssen immer noch aufs Budget achten. Wir landeten am Freitagmorgen gegen 10 Uhr am Flughafen der Hauptstadtinsel Malé.

Der Freitag ist hier wohl so etwas wie der Sonntag für uns, weshalb nur sehr wenige Fähren zu den umliegenden Inseln oder in andere Atolle fahren.
Wir hätten wahrscheinlich ein Speedboot nehmen können, aber das hätte 60 $ pro Person gekostet. Stattdessen entschieden wir uns, für 30 $ pro Person eine Nacht in der Hauptstadt zu verbringen, um am nächsten Morgen die Local Ferry für nur 2,50 $ pro Person zu nehmen und in 4,5 Stunden auf das Atoll überzusetzen, das wir besuchen wollten.
Genau das machten wir. Wir blieben eine Nacht in der Hauptstadt und stellten dabei fest, dass gerade Ramadan war. Die Malediven sind stark muslimisch geprägt, was für uns bedeutete, dass die meisten Geschäfte und Restaurants tagsüber geschlossen waren. Das war natürlich etwas unpraktisch, als wir gegen 12 Uhr in der Unterkunft ankamen und Hunger hatten, aber kein Essen verfügbar war.

Glücklicherweise war ein Supermarkt in der Nähe geöffnet, also deckten wir uns mit unserem allseits beliebten Toast, Wasser, Saft, Keksen und Bananen ein. Preislich war das alles überraschend erschwinglich – abgesehen von Obst und Gemüse. Diese waren extrem teuer im Vergleich zu anderen Lebensmitteln. Die vier Bananen kosteten so viel wie der gesamte restliche Einkauf zusammen. Klar, hier wird kaum etwas angebaut, und vieles muss teuer importiert werden – das hatten wir kurzfristig vergessen. Das war es dann erstmal mit Obst für uns.
Der Über-Nacht-Flug von Taipeh über Kuala Lumpur (mit drei Stunden Aufenthalt) nach Malé hatte uns ohnehin ausgelaugt. Also blieben wir wegen der brütenden Hitze im Hotelzimmer, machten uns etwas zu essen und schliefen von 14 bis 19 Uhr durch. Auf den Flügen hatten wir kaum Schlaf bekommen – insbesondere auf dem ersten, der von 0 bis 4 Uhr morgens ging.
Mit dem Abendgebet, das aus der nahegelegenen Moschee ertönte, wachten wir auf. Allerdings fehlte uns die Motivation, noch einmal rauszugehen. Also machten wir es uns gemütlich, aßen unseren Toast (zum Glück hatten wir noch Erdnussbutter aus Taiwan dabei) und hüpften schließlich wieder ins Bett. Die Fähre am nächsten Morgen fuhr um 8:30 Uhr, also klingelte unser Wecker wieder früh.
Erwähnenswert ist, dass es hier aktuell rund um die Uhr etwa 29 °C mit hoher Luftfeuchtigkeit hat. Wir schwitzen schnell in der Hitze, die selbst ohne direkte Sonneneinstrahlung teilweise unerträglich war – aber wir würden ja in wenigen Stunden ins Meer springen können! Darauf freuten wir uns riesig!
Mit der Fähre ging es von Malé aus in vier Stunden nach Mahibadhoo. Die Insel liegt im Alif-Dhaal-Atoll, etwa 70 km entfernt. Dort hatten wir 30 Minuten Umsteigezeit, bevor wir in weiteren 15 Minuten unsere ausgesuchte Insel Omadhoo erreichten.
Die Fährfahrt verbrachten wir größtenteils schlafend – so wie die meisten Einheimischen, die mit uns auf dem Boot waren. Jeder hatte eine eigene Sitzreihe, auf der man sich bequem ausstrecken konnte, um die Fahrt zu überbrücken. Wir machten es nicht anders.

Endlich auf Omadhoo angekommen, wurden wir von Hassan, unserem Gastgeber auf der Insel, in seinem Elektro Golfkart abgeholt.
Wir hatten uns diese Insel ausgesucht, weil sie bei Touristen eher unbekannt ist. Sie ist knapp 950 Meter lang und an der breitesten Stelle 300 Meter. Mit einem Bankautomaten, drei Supermärkten, einer Schule, einem Bürgermeisteramt inklusive Amtsgericht und 880 Einwohnern ist sie sehr überschaubar.
Unsere Unterkunft war einfach, aber dennoch schön. Hassan erklärte uns direkt viel über die Insel. Besonders jetzt im Ramadan dürfen wir als Touristen selbstverständlich essen – sein Koch kann uns jederzeit etwas zubereiten. Allerdings sollten wir aus Höflichkeitsgründen nicht außerhalb des Hotels essen, da die Einheimischen tagsüber fasten. Das war für uns kein Problem, da wir nach Sonnenuntergang am Strand essen und dabei die Aussicht aufs Meer genießen konnten.

Zu beachten ist, dass für einheimische Frauen eine Verschleierungspflicht gilt. Für mich als Touristin reicht es jedoch, Knie und Schultern in öffentlichen Bereichen zu bedecken. Auf jeder Insel gibt es zudem einen Public Beach, an dem auch Männer ein Shirt im Wasser tragen sollten (für Frauen ist es ohnehin Pflicht), sowie einen Bikini Beach. Letzterer ist speziell für Touristen und durch Palmen-Sichtschutz abgetrennt, sodass man dort im Bikini schwimmen und sich sonnen kann.
Hassan machte uns darauf aufmerksam, respektvoll mit den Regeln der Einheimischen umzugehen – was für uns selbstverständlich war. Der Bikini Beach war zwar nicht besonders groß, aber selbst die 30 bis 50 Touristen verteilten sich gut. Falls es zu voll wurde, konnte man sich auch mit Shirt und Radlerhose an den Abschnitt setzen, an dem die Locals unterwegs waren. Niemand wurde dort verjagt oder schief angesehen.

Am Abend begann bei den Einheimischen das Fastenbrechen am Strand. Sie bauten Tische und Stühle auf, malten Kunstwerke in den Sand und aßen gemeinsam – eine wunderschöne Atmosphäre. Leider bemerkten wir einige Touristen, die wenige Meter entfernt einen Lautsprecher aufstellten und anfingen, zur Musik zu tanzen – genau in dem Moment, als das Abendgebet aus der Moschee erklang. Wir fanden das ziemlich respektlos.
Hassan bot uns während unseres Aufenthalts verschiedene Ausflüge an: Schnorcheln mit Walhaien, Mantas und Schildkröten, Angeln mit anschließendem Fischessen, Sonnenuntergangstouren, Schwimmen mit Delfinen und vieles mehr. Leider waren die Preise recht hoch, sodass wir nicht alles machen konnten.

Da man so einen Traumort jedoch nicht jeden Tag besucht, entschieden wir uns für eine Manta-Walhai-Exkursion an unserem zweiten Tag und verbrachten den ersten Tag mit Schnorcheln und Sonnen am Hausriff. Dabei lernten wir schnell, wie intensiv die Sonne nahe am Äquator ist – unser Sonnenbrand am Rücken war der Beweis. Danach schnorchelten wir nur noch mit T-Shirt!
Am nächsten Morgen starteten wir um 8 Uhr, und vorher gab es noch ein leckeres maledivisches Frühstück für mich: Thunfischsalat mit Kokosnuss und Fladenbrot. Sascha entschied sich für das kontinentale Frühstück mit Toast, Ei, Butter und Marmelade. Hassan besitzt ein kleines Boot, auf dem theoretisch vier Gäste Platz finden, aber da sonst niemand mit uns unterwegs war, waren wir zu zweit – zusammen mit einem Kollegen von Hassan.

Wir sausten etwa 45 Minuten über das Meer, bis wir an dem Punkt ankamen, an dem Hassan erfahren hatte, dass Mantas gesichtet worden waren. Kurz hielten wir Ausschau nach den großen Rochen, aber leider waren sie schon zu tief abgetaucht und somit für uns Schnorchler nicht mehr sichtbar. Kaum hatten wir uns umgedreht, bekam Hassan eine WhatsApp Nachricht: Ein Walhai war 10 Minuten entfernt gesichtet worden! Ohne zu zögern, fuhren wir los – vorbei an Delfinen, die fröhlich aus dem Wasser sprangen und an uns vorbeischwammen. Hassan erklärte uns, dass wir in seiner Nähe bleiben sollten, da gleich viele Boote und Menschen im Wasser sein würden. Außerdem hatte er eine Unterwasserkamera dabei, also sollten wir ihm Bescheid geben, wenn wir coole Bilder machen wollten. Wenn wir müde werden, sollten wir einfach zum Boot zurückkehren, und sein Kollege würde uns wieder aus dem Wasser holen.

Als wir an der Stelle ankamen, ging alles sehr schnell. Mit dem kleinen, wendigen Boot konnten wir problemlos an den deutlich größeren Schiffen vorbeifahren, und Hassan gab sich große Mühe, uns vor dem Walhai ins Wasser zu lassen. Dadurch hatten wir kurzzeitig etwas Ruhe und konnten das majestätische Tier ungestört unter uns beobachten – bevor dann die 100 anderen Schnorchler auftauchen würden.

Denn wenn einmal ein Tier entdeckt wird, wird der Standort in einer WhatsApp-Gruppe geteilt, und alle Boote fahren dorthin. Das ist natürlich verständlich, jedes Hotel möchte seinen Gästen das beste Erlebnis bieten, vor allem, da solche Exkursionen nicht gerade günstig sind.
Beim ersten Eintauchen ins Wasser war es wirklich atemberaubend. Der Walhai tauchte keine sieben Meter unter uns über den sandigen Meeresboden und schwamm gemächlich unter uns entlang. Ich tauchte knapp drei Meter nach unten, um ihn noch besser sehen zu können, wovon Hassan wirklich tolle Bilder machen konnte.
Weniger als eine Minute später verschwand der Walhai bereits ins tiefere Gewässer und somit aus unserem Sichtfeld. Sascha und ich waren trotzdem unglaublich begeistert.
Zurück im Boot hielten wir uns etwas abseits der größeren Schiffe, auf denen jeweils 20 bis 30 Personen waren. Mit vier Schiffen kamen da schnell viele Menschen zusammen. Wir hatten bereits gehört, dass sich manchmal auch Nichtschwimmer unter den Teilnehmern befanden und viele von ihnen ziemlich egoistisch sein sollen. Das bekamen wir bei unserem zweiten Sprung ins Wasser deutlich zu spüren.

Diesmal schaffte es Hassan leider nicht, uns vor dem Walhai ins Wasser zu lassen. Stattdessen landeten wir direkt inmitten der großen Menschengruppe, was dazu führte, dass die Leute dort ohne Rücksicht auf Verluste unsere Flossen festhielten, um sich selbst weiter nach vorne zu ziehen. Ständig wurde man angerempelt, weggedrückt (und das auch sehr unsanft), oder bekam fast einen Schlag mit einer Flosse ins Gesicht.
So beeindruckend das Tier unter uns auch war – der Egoismus der anderen nahm uns den Spaß. Weiter vorne hingen vier Menschen aneinander, mit Schwimmwesten miteinander verbunden, wodurch sie den gesamten „Verkehr“ zusätzlich aufhielten, da sie nicht richtig schwimmen konnten. Das war ehrlich gesagt ziemlich gefährlich, denn wir hatten bereits gehört, dass die Guides auf den großen Booten mit 20 bis 30 Personen oft den Überblick über ihre Gruppe verlieren. Es kam wohl regelmäßig vor, dass Menschen im Wasser vergessen wurden und erst von anderen Booten eingesammelt werden mussten. Ich finde das wirklich verantwortungslos von allen Beteiligten.
Genau deswegen waren wir so unglaublich froh, mit Hassan unterwegs zu sein. Er achtete immer auf uns, und sein Boot war leicht zu erkennen – es war das kleinste der Boote, die sich dort tummelten.
Am Ende sprangen wir viermal ins Wasser und sahen auch viermal einen Walhai – zweimal in Ruhe, zweimal mitten im Chaos der Menschenmassen. Sascha war beim zweiten Mal so genervt, dass er sich einfach zurückfallen ließ und lieber das Riff erkundete, anstatt den Walhai zu beobachten. Ich kann das gut verstehen – wenn sich plötzlich jemand in deine Wade krallt, nur um dich nach hinten zu drücken und sich selbst nach vorne zu bringen, ist das einfach frustrierend.
Nach den vier Walhaien machten wir uns auf die Suche nach Mantas. Hassan erhielt einen Hinweis auf einen möglichen Sichtungsort, doch trotz fast 40 Minuten intensiver Suche aus dem Boot heraus fanden wir leider keine. Mit der prallen Sonne am Himmel war das wirklich anstrengend. Hassan hatte extra eine Kühltruhe mit an Bord gebracht, gefüllt mit Bananen, Wasser, Säften und Keksen, von denen wir uns immer wieder bedienten. Er und sein Kollege hingegen verzichteten darauf – wirklich beeindruckend, ihr Durchhaltevermögen.

Sascha und ich saßen irgendwann mit Handtüchern auf den Knien und auf dem Kopf im Boot, um uns etwas vor der Sonne zu schützen. Obwohl wir Sonnencreme dabeihatten, schwitzte man sie superschnell wieder aus. Gefühlt verbrannten heute vor allem meine Oberschenkel, egal, wie oft ich nachcremte.
Nachdem wir keine Mantas finden konnten, brachte Hassan uns zu einem Riff, etwa 30 Minuten von Omadhoo entfernt. Dort sprangen wir erneut ins Wasser und tauchten in eine farbenfrohe, lebendige Korallenwelt ein. Zwei Meeresschildkröten tauchten immer wieder keine zwei Meter neben uns auf, schnappten Luft und glitten dann wieder in die Tiefe hinab, um am Riff nach Nahrung zu suchen. Mehrmals schwammen Sascha und ich eine Weile neben ihnen her und bewunderten dabei nicht nur die Schildkröten, sondern auch die beeindruckende Fischvielfalt.

Gegen 13 Uhr waren wir zurück auf Omadhoo und kühlten uns erst einmal im Hotelzimmer ab – mit der Klimaanlage war das eine echte Wohltat. Den Rest des Tages verbrachten wir abwechselnd am Bikini Beach oder entspannt im Hotelzimmer und genossen einfach das Leben.

Früh am nächsten Morgen lernten wir neue Hotelgäste kennen: das belgisch-israelische Pärchen Ester und Ray, das mittlerweile in Spanien lebt. Wir kamen sofort ins Gespräch und stellten schnell fest, dass wir alle in ähnlichen Berufen arbeiten. Neben Reiseerfahrungen tauschten wir uns deshalb auch über unsere Jobs aus.
Die beiden sind seit 8 bis 12 Jahren erfahrene Taucher mit Flasche und brennen für die Unterwasserwelt – einer der Hauptgründe, warum sie hier auf den Malediven sind. Ester besitzt eine beeindruckende Unterwasserkamera, mit der sie wunderschöne Aufnahmen macht.
Da Ray an diesem Tag mit unangenehmem Druck auf den Ohren zu kämpfen hatte und das Tauchen aussetzen musste, schlug Ester vor, dass wir zu dritt am Hausriff schnorcheln gehen, während Ray sich am Strand entspannte.

Sascha und ich waren sofort dabei. Ester kennt sich unglaublich gut mit Meereslebewesen aus, erklärte uns viel über die verschiedenen Fischarten und machte schließlich auch tolle Unterwasserfotos von uns. Die Bilder bekommen wir allerdings erst, wenn sie Anfang April wieder in Spanien ist und sie bearbeitet hat – deshalb können wir sie noch nicht in den Beitrag einfügen.
Gemeinsam schnorchelten wir fast zweieinhalb Stunden durchs Riff – und sahen einfach SO. VIELE. FISCHE. In 10 bis 15 Metern Tiefe zogen Haie majestätisch ihre Bahnen, Clownfische versteckten sich in ihren Anemonen, und Doktorfische tummelten sich um uns herum. Wir konnten gar nicht genug davon bekommen! Muränen schnellten aus ihren Verstecken, ein Adlerrochen glitt elegant unter uns entlang und präsentierte seinen wunderschön gepunkteten Rücken. Das Riff hier lebte noch richtig – und es war einfach atemberaubend.

Unser Unterwasserabenteuer endete allerdings abrupt, als Sascha mir plötzlich zurief: „Jessi, Achtung! Fisch!“ Ich drehte mich sofort um – und sah, wie ein etwa 75 cm großer Fisch mit erschreckender Geschwindigkeit direkt auf mich zuschoss und mit gewaltigen Zähnen nach meinen Flossen schnappte. Leute, glaubt mir, ich habe noch nie so laut geschrien!
Ester rief mir sofort hinterher, ich solle schnell wegschwimmen – denn der Titan-Triggerfish gibt nicht so leicht auf. Mit einem Adrenalinschub strampelte ich panisch los, während mir der Schock tief in den Knochen saß.
Kleiner Meeresbiologie-Exkurs
Drückerfische/Triggerfishs gibt es in verschiedenen Arten, darunter die kleineren, farbenfrohen Clown-Drückerfische und die deutlich größeren Titan-Drückerfische. Während die meisten Drückerfische harmlos sind, sollte man sich vor den Titan-Drückerfischen in Acht nehmen – besonders während der Brutzeit.
Diese Fische verteidigen ihr Nest mit extremer Aggressivität und attackieren alles, was ihrer Brut zu nahe kommt. Ihr Revier erstreckt sich dabei nicht nur über den Meeresboden, sondern bildet eine kegelförmige Zone über dem Nest. Wer sich versehentlich in diesen Bereich begibt, wird von ihnen mit vollem Körpereinsatz angegriffen. Ein Biss eines Titan-Drückerfisches kann äußerst schmerzhaft sein – ihre kräftigen Kiefer und messerscharfen Zähne sind in der Lage, Korallen und sogar Muschelschalen zu zerbeißen.

Aber es sind halt eben nicht nur “nervige” Fische die mir Angst einjagen: Drückerfische spielen eine entscheidende Rolle für das ökologische Gleichgewicht eines Korallenriffs. Sie regulieren die Population von Seeigeln, die bei übermäßiger Vermehrung Korallen stark schädigen können. Zudem ernähren sie sich von Schnecken, Krebstieren und anderen wirbellosen Tieren, wodurch sie die Artenvielfalt erhalten und das Riff vor Überwucherung schützen. Durch ihr Graben im Sand tragen sie zur Durchmischung von Sedimenten bei und setzen Nährstoffe frei. Als wichtige Räuber verhindern sie zudem das übermäßige Wachstum einzelner Arten und fördern so die Stabilität des gesamten Riffsystems. Ihr Schutz ist daher essenziell für die Gesundheit und das langfristige Bestehen der Korallenriffe.
Für mich war der Tauch-Ausflug damit erst einmal vorbei. Ich schwamm zügig zurück zum Strand – das war wirklich ein Erlebnis! Ich habe ohnehin großen Respekt vor Fischen und der gesamten Unterwasserwelt. In Kambodscha hatte ich mich kaum getraut zu schnorcheln, weil meine Angst einfach zu tief saß. Die Riff- und Walhai-Erfahrungen mit Hassan hatten mich ein wenig beruhigt, aber nach dieser Begegnung waren meine Nerven am Ende.
Erst gegen 17 Uhr beschlossen Sascha und ich, noch einmal ins Wasser zu gehen. Über einen Steg kann man etwa 40 Meter weit über das Riff laufen und gelangt dann quasi zum „Abgrund“, wo das Riff steil in die Tiefe abfällt.

Da der Triggerfisch am Morgen auf der rechten Seite gewesen war, steuerte ich dieses Mal die linke Seite an und tauchte entlang der Korallen. Am Nachmittag wirkten die Fische auf mich viel aktiver als am Vormittag. Doch nicht nur die kleinen Fische waren jetzt unterwegs: Ein großer Stachelrochen schwamm nur zwei Meter unter mir entlang. Sascha hielt die Umgebung ständig im Blick – immer auf der Suche nach Triggerfischen, denn mit denen wollten wir definitiv keine weiteren Erfahrungen machen. Auch ich konzentrierte mich darauf, diese Tiere in der Tiefe zu erspähen, anstatt in eine andere Richtung zu schauen.
Mein Fehler.
Mit einem gewaltigen Schreck in den Gliedern nahm ich im Augenwinkel nur noch die ruckartige Bewegung wahr – ein Ammenhai schoss keine drei Meter an mir vorbei! Leute, ich sag’s euch: Ich hatte beinahe einen Herzinfarkt im Wasser. Auch wenn ich wusste, dass Ammenhaie für Menschen nicht wirklich gefährlich sind und eher neugierige Tiere, die sich manchmal in unsere Nähe wagen … mein Kopf schaltete sofort auf Panikmodus. Ich schwamm auf dem Rücken, hielt den Hai die ganze Zeit im Blick und zog mich am Steg aus dem Wasser. Mich bekam an diesem Tag keiner mehr ins Meer.

Meeresbiologin Jessi: Kurze Infos über Ammenhaie
Ammenhaie (Nurse Sharks) gehören zu den eher ruhigen Haiarten und stellen für Menschen keine Gefahr dar. Sie sind bodenlebende Tiere, die sich oft tagsüber in Höhlen oder unter Felsvorsprüngen ausruhen und meist erst in der Dämmerung aktiv werden. Diese Haie können bis zu 4 Meter lang werden, ernähren sich aber hauptsächlich von Krebstieren, Weichtieren und kleinen Fischen, die sie mit ihrem kräftigen Saugmaul vom Meeresboden aufnehmen. Obwohl Ammenhaie sehr gelassen sind, sollte man sie nicht bedrängen oder anfassen, da sie sich in seltenen Fällen verteidigen und zubeißen können.
Sascha hingegen hielt sich tapfer und mutig an der Stegleiter fest und beobachtete die Tiere, die sich um ihn tummelten. Mehrere Stachelrochen glitten unter ihm hindurch – aber richtig rausschwimmen wollte er dann auch nicht mehr. Am Morgen hatten wir uns mit Ester an unserer Seite noch ziemlich sicher gefühlt, aber jetzt, alleine, waren wir deutlich vorsichtiger.
Zusätzlich entdeckte Sascha zwei weitere Titan-Triggerfische, die in einiger Entfernung patrouillierten. Schließlich entschied auch er, dass es keinen Sinn hatte, und kletterte wieder aus dem Wasser.
Dazu kam noch etwas anderes: Die Einheimischen begannen, ihre Biomüll-Abfälle ins Meer zu werfen. Das lockte zwar viele kleine Fische an, die sich daran gütlich taten – aber eben auch einige Haie. Und mit denen wollte Sascha dann doch lieber nicht schwimmen.
Ich brachte meine Schnorchelausrüstung zurück in die Unterkunft, wo wir sie kostenlos ausleihen konnten. Sascha hingegen behielt seine noch bei sich – er wollte später an einer anderen Stelle noch einen Versuch wagen.
Zunächst machten wir uns aber auf den Weg zur Stachelrochen-Fütterung. Jeden Abend bringen die Köche an einem bestimmten Strandabschnitt die Fischreste des Tages und verfüttern sie an die Rochen. Man kann den Tieren dabei ganz nah kommen: Wenn man die Hand mit Futter ins Wasser hält, schwimmen sie heran, gleiten sanft darüber und saugen die Nahrung ein, bevor sie wieder davongleiten.
Man muss allerdings vorsichtig sein – der Stachel am Schwanz enthält ein Nervengift, das für Menschen gefährlich sein kann.
Kurzer Meeresbiologen Faktencheck:
Stachelrochen gehören zur Familie der Rochen und zeichnen sich durch ihre flache Körperform und die charakteristischen, stachelartigen Fortsätze auf ihrem Schwanz aus. Im Gegensatz zu ihren Verwandten, wie den Adlerrochen und Mantas, die große, flügelförmige Flossen haben und sich elegant durch das Wasser gleiten lassen, bewegen sich Stachelrochen eher bodenorientiert und suchen oft den Meeresboden nach Nahrung ab.
Ein markanter Unterschied zu Adlerrrochen und Mantas ist, dass Stachelrochen mit ihren scharfen, oft giftigen Stacheln auf ihrem Schwanz Verteidigung betreiben können. Wenn sie sich bedroht fühlen, können sie den Stachel schlagartig einsetzen. Dieser ist mit einem Nervengift versehen, das schmerzhaft und in einigen Fällen gefährlich für den Menschen sein kann. Beim Schnorcheln oder Tauchen sollte man daher immer vorsichtig sein und Abstand zu den Tieren halten, vor allem, wenn sie ihren Stachel in Alarmbereitschaft halten.

Während ich mich mit Ray und Ester über das gerade Erlebte unterhielt, bemerkte ich, dass Ester fast ein wenig neidisch war. Sie ist eine große Hai-Liebhaberin und hätte meine Erfahrung sicher viel positiver wahrgenommen als ich. 😂 Aber hey, sie ging auch drei Tage später mit Tigerhaien tauchen, die wirklich gefährlich werden können, da sind Ammenhaie ja noch harmlos.
Während ich weiter mit den beiden plauderte, entschloss sich Sascha, ein Stück weiter oberhalb der Rochen-Fütterungsstelle nochmals ins Wasser zu gehen. Ich beobachtete ihn aus der Distanz, wo er sich im flachen Wasser trieb. Zwischendurch konnte ich sehen, wie er für eine Minute im Wasser stand (es war dort wirklich flach) und sich dann immer wieder drehte, als würde er etwas genau beobachten. Kurz vor Sonnenuntergang kam er aus dem Wasser und erzählte mir von seiner Begegnung mit den Haien.
Genau dort, wo er gestanden hatte, hatten sich ihm zwei Ammenhaie genähert, bevor sie sich wieder entfernt hatten. Jedenfalls stand er dort, um im Notfall besser ausweichen zu können – denn, wie wir ja wissen, tun sie uns theoretisch nichts… Aber sicher ist sicher!

An unserem letzten Tag ging es mit Hassan nochmal zu einem anderen Riff, nur etwa 10 Minuten vor Omadhoo. Heute schnorchelten wir gemeinsam mit einem älteren Pärchen aus Australien, die ebenfalls leidenschaftlich gerne schnorcheln.
Das Riff, zu dem uns Hassan brachte, war wohl das schönste, das wir bisher gesehen hatten. Es war noch viel bunter und lebendiger als die anderen Riffe, die wir besucht hatten. Schwärme von Fischen zogen um uns herum und in einer unglaublichen Vielfalt – einfach atemberaubend! Dennoch hielt ich die ganze Zeit Ausschau nach den Triggerfischen. Mein Respekt vor diesen Tieren war nun einfach zu groß, nachdem ich erlebt hatte, wie heftig sie zubeißen können. 😅
Während wir schnorchelten, unterhielt sich Sascha mit Hassan über das Leben hier auf den Inseln. Unser Gastgeber erzählte uns unter anderem, dass aus den abgestorbenen Korallen eine Art Zement hergestellt wird, mit dem dann die Häuser auf den Inseln gebaut werden. Er sprach auch über das Korallensterben auf den Malediven. Als er vor 25 Jahren noch ein Kind war, konnte er sich gut daran erinnern, wie das Riff in bunten Farben leuchtete, wenn man auf dem Steg stand. Heutzutage ist das leider nicht mehr so. Viele Korallen sind abgestorben, und das gesamte Riff leidet. Auch wenn er sagte, dass an den Stellen, an denen Korallen absterben, neue entstehen, geschieht dies leider bei weitem nicht mehr so schnell wie früher.
Er konnte auch nicht ganz nachvollziehen, warum so viele Touristen ständig von Insel zu Insel hüpfen, statt ihren gesamten Urlaub auf einer Insel zu verbringen. 😄
Ich möchte nicht sagen, dass wir es nicht bedauerten, von Omadhoo abzureisen. Die Insel, insbesondere das wunderschöne Riff und unser Gastgeber Hassan, haben unsere Erholung auf ein ganz neues Level gehoben. Wir wussten bereits, dass es auf der nächsten Insel, die wir besuchten, nicht mehr so ein großes Hausriff geben würde. Dafür konnte die Insel jedoch mit kilometerlangen Sandstränden punkten.
Von Hassan und seinem Team verabschiedeten wir uns herzlich. Wir haben schon jetzt beschlossen, dass wir, falls wir wieder auf die Malediven kommen, mit 100%iger Sicherheit einen Stopp auf Omadhoo einlegen werden.
Für Dhigurah wird es noch einen separaten Beitrag geben, da das sonst hier alles sprengen würde.
Liebe Grüße und wir hören uns bald wieder! 😁
Jessi und Sascha





















