Als ich das hier schreibe, sitzen wir im kalten China und haben Südostasien hinter uns gelassen. Immer wieder sprechen wir darüber, was uns eigentlich am besten gefallen hat. Die ersten zwei Monate waren ein Sprung ins Unbekannte: Von 0 auf 100 ins Chaos Nordindiens, weiter auf tropische Inseln in Kambodscha und schließlich zu den beeindruckenden Karstbergen Vietnams und Laos.
Seit wir uns kennen, hatten wir keine großen Reisen außerhalb Europas unternommen – umso gespannter waren wir auf die neuen Eindrücke und Herausforderungen. Natürlich hatten wir uns gut vorbereitet, aber was uns wirklich erwarten würde und wie wir mit den Situationen umgehen, war ungewiss. Rückblickend können wir aber sagen: Es hat wunderbar funktioniert – irgendwie klappte am Ende immer alles.
Indien
Ursprünglich war Indien gar nicht auf unserer Reiseroute. Doch nach unzähligen YouTube-Videos und Reiseberichten konnte ich Jessi schließlich überzeugen. Für uns stand von Anfang an fest: Wir wollten Abenteuer. Einen Badeurlaub in Thailand können wir auch später noch machen, aber wann bekommt man wieder die Chance, in so spezielle Länder zu reisen? (Grüße aus China! 😉)
Die Reaktionen von Freunden und Familie waren eher verhalten: „Oh, okay… und warum genau will man da hin?“ Doch Indien hatte uns auf so vielen Ebenen gereizt, und mit der Gastfamilie in Delhi hatten wir einen perfekten Start.
Unsere Route ergab sich dann recht schnell: Das Taj Mahal wollten wir unbedingt sehen – also führte unser Weg ins berühmte Goldene Dreieck. Aber wir wollten auch abseits der typischen Touristenpfade reisen und planten daher eine Route bis zur Wüste an der pakistanischen Grenze. Spoiler: Touristisch war es dort nirgendwo – abgesehen von den Massen an Indern. Tage ohne einen einzigen westlichen Touristen waren völlig normal.
Die zwei Wochen in Indien waren intensiv, aber wir haben dieses Land geliebt. Natürlich wäre ein Badeurlaub entspannter gewesen, aber manchmal muss man sich einfach trauen, etwas Neues auszuprobieren. Indien war genauso, wie wir es erwartet hatten – und gleichzeitig völlig anders. Ja, es war voll, laut und schmutzig. Aber die Menschen waren unglaublich freundlich und interessiert, das Essen fantastisch, die Kultur faszinierend, die Tempel beeindruckend. Das einfache Leben hatte seinen eigenen Charme.
Entspannung? Fehlanzeige. Indien war anstrengend, chaotisch und manchmal zu viel von allem. Aber trotzdem würden wir jederzeit wiederkommen – beim nächsten Mal vielleicht eher in den Süden (Kerala) und an die Westküste (Goa).
Durch unseren spontanen Reisestil konnten wir kurzfristig keine Zugtickets mehr buchen und mussten daher auf einen privaten Fahrer zurückgreifen, der uns von unserer Gastfamilie in Delhi vermittelt wurde. Rückblickend war das aber ein Glücksfall: So bekamen wir viel vom ländlichen Leben mit und konnten jederzeit in unser ruhiges Auto flüchten. Für unsere ersten zwei Wochen war das ideal – wir konnten die Route so richtig genießen.
Am Ende der zwei Wochen waren wir jedoch ausgelaugt und freuten uns auf unser Hotel in Kuala Lumpur – vor allem auf westliche Standards. Das Hotel war der Wahnsinn, aber die Stadt selbst hat uns nicht wirklich überzeugt. Viel zu heiß, viel zu schwül. Die Sehenswürdigkeiten einmal gesehen zu haben, war okay, aber ein zweiter Besuch? Eher nicht.
Direkt am ersten Abend gönnten wir uns eine richtig gute neapolitanische Pizza und freuten uns auf unseren Strandurlaub in Kambodscha.
KambodschaOnline liest man oft Negatives über Kambodscha: teurer als die Nachbarländer, weniger Highlights, wenig sehenswert. Für uns war es jedoch das erste Land in Südostasien – unser erstes Mal echtes Streetfood, unser erstes Mal auf tropischen Inseln, unser erstes Mal Roller fahren und die unberührte Natur bestaunen. Vielleicht hat uns das ein wenig geblendet, aber wir haben unsere Zeit dort geliebt. Tatsächlich hat es uns sogar besser gefallen als Vietnam.
Koh Rong Sanloem war natürlich ein absolutes Highlight über Weihnachten. Wir genossen die Zeit so sehr, dass wir spontan ein paar Tage länger blieben. Danach ging es für uns weiter in die eher unbekannte Stadt Kampot – und was sollen wir sagen? Irgendetwas hatte dieser Ort an sich, das uns sofort gefesselt hat. Vielleicht war es die perfekte Mischung aus entspannter, kleiner Stadt, wunderschönen Landschaften, die wir mit dem Roller erkundeten, und ein paar interessanten Sehenswürdigkeiten. Kampot fühlte sich für uns einfach richtig an – vielleicht sogar am wohlsten auf der gesamten Reise.
In Phnom Penh lernten wir Lisa und Nick kennen, erfuhren viel über die traurige Vergangenheit des Landes und feierten Neujahr. Wirklich mehr hatte die Stadt für uns nicht zu bieten. Unser eigentliches Ziel in Kambodscha war aber ohnehin Angkor Wat – und wow! Die schiere Größe dieser Tempelanlage war mindestens so beeindruckend, wie man es von den Bildern kennt (ca. 56.000 Fußballfelder). Allein dafür hat sich die Reise nach Kambodscha gelohnt.
Hier in Kambodscha fuhren wir auch zum ersten Mal mit Reisebussen. Sleeperbusse? Eine 16-stündige Fahrt nach Vietnam? Dafür fühlten wir uns dann doch noch nicht bereit.
Vietnam
Vietnam stand für uns schon lange ganz oben auf der Liste. Vielleicht war genau das das Problem. Im Gegensatz zu Kambodscha waren unsere Erwartungen riesig – und irgendwie wurden sie nicht so erfüllt, wie wir es uns erhofft hatten.
Saigon hat uns gut gefallen. Wir schlenderten durch Märkte, probierten uns durch das Straßenessen und genossen die pulsierende Energie der Stadt. Hoi An und Hue waren auf ihre eigene Art beeindruckend, aber auch extrem überlaufen. Zum ersten Mal auf der Reise wurde uns der Massentourismus etwas zu viel. Leider spielte auch das Wetter in Vietnam nicht richtig mit. Trotzdem konnten wir unsere Zeit dort im Nachhinein genießen – auch wenn wir es nicht unbedingt noch einmal sehen müssten.
Unser Tipp: Wenn ihr nach Vietnam reist, konzentriert euch auf den Norden!
In Ninh Binh erlebten wir zum ersten Mal die beeindruckende Natur des Landes und hatten eine super entspannte Zeit. Die Fortbewegung war einfach und zuverlässig – ob Bus oder Zug, mehr als ein Handy und die App 12go.asia braucht man hier nicht. Und überraschenderweise konnten wir auf allen Nachtfahrten in den Bussen erstaunlich gut schlafen. 😉
Aber das absolute Highlight? Der Ha Giang Loop.
Sollten wir irgendwann nach Vietnam zurückkehren, würden wir uns nur darauf konzentrieren. Die Landschaft war atemberaubend – fast wie im Film. Dazu eine großartige Truppe von Mitreisenden, unvergessliche Momente, Abenteuer pur. Wer den Blogbeitrag dazu gelesen hat, kann sich hoffentlich ein gutes Bild davon machen. Auch wenn der Loop mittlerweile kein Geheimtipp mehr ist: Macht ihn! Das haben wir wirklich jedem auf unserer Reise empfohlen.
Nach dem Loop waren Cat Ba und Hanoi ein solider Abschluss für Vietnam. Aber nach so vielen Wochen unterwegs merkten wir langsam, dass nicht mehr alles dieselbe Begeisterung in uns auslöste wie am Anfang.
Rückblickend sind wir froh, uns für eine viermonatige statt einer ursprünglich geplanten neunmonatigen Reise entschieden zu haben. Während der Reise gönnten wir uns immer wieder Pausen – Tage, an denen wir einfach nur im Bett lagen, YouTube-Videos schauten oder unsere Weiterreise planten. Nicht jeder Aussichtspunkt musste mitgenommen werden, und das war völlig in Ordnung.
Zwar sind die Länder in Südostasien alle einzigartig, aber nach Kambodscha und Vietnam stand als Nächstes Laos auf dem Plan – und versprach erneut Tempel, Natur und Abenteuer. Und genau da stellten wir uns die Frage: Brauchen wir das jetzt wirklich noch?
Laos
Ursprünglich hatten wir geplant, auch den Süden von Laos mit dem Motorrad zu erkunden. Doch letztendlich blieben wir nur im Norden und kürzten unsere Zeit dort. Was uns direkt überraschte, waren die vergleichsweise hohen Preise. Anfangs waren wir deshalb etwas skeptisch, aber wie in jedem Land zuvor wurden wir von der Freundlichkeit der Menschen und dem guten Essen überzeugt. Im Vergleich zu Deutschland war das Preisniveau natürlich immer noch gut – aber für Südostasien eben etwas ungewohnt.
Hier in Laos gingen wir es bewusst langsamer an. Doch dann erwischte es Jessi zum zweiten Mal – ausgerechnet an ihrem Geburtstag lag sie mit einer Lebensmittelvergiftung im Hotelzimmer. Entsprechend ruhig verliefen die nächsten Tage, in denen wir viel über unsere Reise nachdachten. Die Idee, mit dem Slowboat nach Thailand zu fahren, reizte uns plötzlich nicht mehr. Vang Vieng war völlig überlaufen – Horden von 18-Jährigen auf der Suche nach der nächsten Party. Und nach allem, was wir gehört hatten, würde Thailand wohl ähnlich sein.
Also warfen wir unseren Plan über Bord.
Wir wollten wieder diesen Funken, dieses Abenteuer, das uns richtig packt. Etwas, worauf wir wirklich Lust hatten – mit Begeisterung für die Recherche und Vorfreude auf das Unbekannte. Und genau da kam China ins Spiel.
Schon lange hatte ich (Sascha) mit dem Gedanken gespielt, dorthin zu reisen, und jetzt konnte ich endlich auch Jessi überzeugen. Seit wenigen Monaten gibt es eine 30-tägige visafreie Einreise nach China – also der perfekte Zeitpunkt für uns, weiterzuziehen!
Doch bevor es so weit war, hatten wir noch zehn wunderschöne Tage in Laos.
Luang Prabang war wohl die schönste kleinere Stadt unserer Reise. Wir erfüllten uns den Traum, Elefanten zu sehen, und verbrachten vier entspannte Tage in Nong Khiaw – einem kleinen Dorf, das ich schon immer besuchen wollte. Laos war Natur pur und ein willkommener Kontrast zu den letzten Wochen. Als eigenständiges Reiseziel würden wir es vielleicht nicht sehen – aber das liegt wohl auch daran, dass wir den Süden ausgelassen haben.
Eines ist jedoch klar: Laos ist nicht mehr so unberührt wie vor ein paar Jahren. Viele chinesische und koreanische Touristen entdecken das Land mittlerweile für sich – ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns in China erwarten würde. 😉
Jessis Fazit
Hi all, it’s me again.
Bei Saschas Fazit frage ich mich, warum ich eigentlich immer die langen Beiträge schreibe – er könnte das mindestens genauso gut. 😄
Zwei Monate reisen klingt traumhaft, ist aber nicht immer einfach. Man ist ständig in Bewegung, bleibt nie lange an einem Ort und erlebt jeden Tag Neues. Manchmal kann das überwältigend sein – nicht nur wegen der vielen Eindrücke, sondern auch wegen der Menschenmassen um einen herum.
Es ist kein Vergleich zu einem typischen Urlaub, wo man drei Wochen an einem Ort bleibt und von dort Tagesausflüge macht. Unsere Art zu reisen ist intensiver, schneller – und manchmal auch anstrengend. Aber rückblickend würde ich keinen einzigen Moment missen wollen.
Jedes Land war auf seine Weise besonders:
🇮🇳 Indien – wegen seiner faszinierenden Kultur
🇲🇾 Malaysia – wegen des schrecklichen Wetters (haha)
🇰🇭 Kambodscha – mit seiner beeindruckenden Landschaft
🇻🇳 Vietnam – durch die großartigen Menschen, die wir kennenlernen durften
🇱🇦 Laos – mit seiner Ruhe, besonders in Nong Khiaw
Für einen klassischen Erholungsurlaub würde ich wohl keines dieser Länder wählen. Aber wer Lust auf Abenteuer und neue Erfahrungen hat, ist hier genau richtig.
Nun lassen wir Südostasien hinter uns und reisen weiter nach Ostasien. Ein komplett anderer Kulturkreis wartet auf uns – und wir sind gespannt, was uns dort am meisten begeistern wird!
Liebe Grüße aus der Welt,
Eure reisewütigen Freunde, Enkel oder Kinder,
Sascha & Jessi
P.S.: Danke, dass ihr so fleißig mitlest! Es freut uns riesig, dass ihr an unserem Trip genauso viel Spaß habt wie wir. ❤️



























































































































































