Assalaamu alaikum, liebe Freunde und Familie,
Für uns ging es am Donnerstag mit der Local Ferry gegen 10 Uhr morgens los, Hassan brachte uns mit seinem Elektro-Golfkart zur Anlegestelle, wo schon viele andere warteten. Da die Fähre nur zweimal die Woche fährt, sammeln sich neben vielen Einheimischen auch einige Touristen an, die den günstigen Fährverkehr gerne nutzen.
In 15 Minuten ging es wieder zur Hauptinsel Mahibadhoo vom Atoll. Hier hieß es dann, 3 Stunden Zeit überbrücken, bis die nächste Fähre ablegt. Bei 29° im Schatten ist das eine kleine Herausforderung, besonders weil es nicht gerne gesehen wird, wenn du dann trinkst, während alle anderen um einen herum fasten. Die Restaurants direkt am Hafen waren geschlossen und Sascha und ich suchten uns eine kleine Bank in der Nähe der Anlegestelle.
Dabei quatschte ich zwei Mädels an, von denen ich schon vorher gehört hatte, dass sie aus Deutschland stammten. Mit ihren Rucksäcken, doppelt so groß wie unsere, fragte ich neugierig, wie lange sie unterwegs sind. Caro machte 6 Wochen Urlaub und Nova war 4 Wochen unterwegs.
Wir kamen leicht ins Gespräch. Mit am lustigsten war wohl die Tatsache, dass wir alle aus dem Ländle kommen. Nova wohnt keine 15 Minuten von uns entfernt in Bad Cannstatt, Caro kommt ursprünglich aus Stetten, studiert aber mittlerweile in München. Wir tauschten uns über alles Mögliche aus – unsere Erfahrungen auf den Malediven, und auch, dass Caro und Nova sich erst zwei Wochen vorher in Sri Lanka kennengelernt hatten und Caro sich spontan entschlossen hatte, Nova auf die Malediven zu folgen.
So vergingen die 3 Stunden Wartezeit dann doch wirklich schnell. Die Fährfahrt dauerte dann auch nochmals knappe 2 Stunden, da wir doch sehr weit südlich fahren mussten. Aber am Ende zahlten wir 80 Cent pro Ticket, und da nimmt man auch die lange Fahrzeit gerne in Kauf. Außerdem konnte man dort wieder ganz entspannt schlafen – bei kaum vorhandenem Wellengang und 20 km/h Geschwindigkeit schaukelt man sich schnell in den Schlaf.
Und dann kamen wir auf Dhigurah an. Mit 3 km Länge auf 275 m Breite ist sie definitiv mehr lang als breit. Und mit 610 Einwohnern weniger dicht besiedelt als Omadhoo, aber deutlich touristischer ausgebaut. Hier reiht sich Hotel an Hotel, an Restaurant, an Hotel. Zudem ist nur ca. 1 km der unteren Spitze richtig besiedelt – je weiter man läuft, desto dschungelartiger wird es und eine lange Sandbank zieht sich nach vorne.
Aber sie ist eben auch sehr touristisch, weil Dhigurah die Insel ist, wo man ganzjährig Mantarochen und Walhaie finden kann – natürlich das beliebteste Highlight für Touristen, die hierher kommen. Dazu ein kilometerlanger Bikini Beach, wo man sich als Tourist entspannt hinlegen kann, ohne die Einheimischen damit zu stören. Selbst wenn die Insel voller war, musste man am Strand vielleicht 15 Minuten Sandbank laufen und hatte dann Strandabschnitte ganz für sich alleine und konnte eine unglaubliche Ruhe genießen.
Gegen 16 Uhr checkten wir in unserer Unterkunft ein – ein kleines Hotel, das noch keine 4 Monate geöffnet hat, aber tollen Komfort bietet und wunderschön gestaltet ist. Mit dem ganzen Grün, das hier vom Hotelbesitzer selbst aufgezogen wurde, verstecken sich die Türen zu den Zimmern hinter großen Blättern von kleinen Palmen. Die Anlage ist wunderschön gepflegt und wir konnten es hier sehr genießen.
Den Nachmittag verbrachten wir in Ruhe am Strand. Wir waren müde von der Reise – obwohl wir eigentlich nichts gemacht hatten, aber irgendwie erschöpft es einen dann doch. Für den nächsten Morgen verabredeten wir uns mit Caro und Nova – wir wollten eine Sonnenaufgangstour zur Sandbank machen.
Um 4.45 Uhr klingelte unser Wecker und um kurz nach 5 packten wir Flossen und Schnorchel ein. Bei lauen Temperaturen von 28° und ziemlicher Dunkelheit marschierten wir die 1,5 km lange Distanz am Strand entlang in Richtung Sandbank. Mit der Ebbe konnte man super bequem laufen. Hin und wieder musste man lediglich darauf achten, nicht auf flüchtende Krabben oder Einsiedlerkrebse zu treten.
Zwischendurch verlor ich leider meinen Schnorchel und lief einen halben Kilometer zurück, um ihn zu suchen, fand ihn aber nicht. Sascha wollte das nicht akzeptieren und lief unabhängig davon nochmals zurück, während wir drei Mädels unseren Weg fortsetzten, um noch rechtzeitig zum Sonnenaufgang an der Spitze der Insel anzukommen.
Was uns richtig erschreckte, war der angespülte Müll an der Sandbank – Plastikflaschen, kleine Deckel, Plastikkisten, kaputte Flipflops, Netze und große Plastikplanen. Wir waren richtig schockiert.
An der absoluten Spitze der Insel (wir kamen dort gegen 6 Uhr an) sieht man auf die nächste Insel, die jedoch für uns nicht zugänglich ist. Man kann bei Ebbe zwar zu ihr rüberlaufen, aber da es sich um eine private Resortinsel handelt, sind Nicht-Gäste dort ungern gesehen. Online hatten wir zudem gelesen, dass an manchen Morgenden in den flachen Wassern Mantas zu sehen sind, die über die Sandbank hinweg schwimmen. Leider begegnete uns nur ein kleiner Babyhai, der im seichten Wasser seine Kreise zog.
Der Sonnenaufgang war etwas bewölkt, und Sascha schaffte es gerade noch so pünktlich dazu – joggend, mit dem Schnorchel! Ich hätte wohl nur noch ein paar Meter weiterlaufen müssen, um ihn zu finden. Aber gut – zum Glück hatte Sascha ihn entdeckt. Das Schnorcheln lohnte sich an der Stelle des Strands leider nicht. Die Strömung war unglaublich stark und zog einen sehr schnell raus. Selbst ich als geübte Schwimmerin kämpfte mit meinen Flossen gegen den starken Zug und entschied mich nach fünf Minuten, dass ich das lieber lassen sollte.
Wir vier beobachteten den Sonnenaufgang, der langsam den Himmel aufklaren ließ und die rotgoldene Sonne präsentierte. Gemeinsam beschlossen wir, auf dem Rückweg zum Hotel den Müll vom Strand einzusammeln, um ihn wenigstens in einem Mülleimer zu entsorgen.
Gegen 7.30 Uhr nahmen wir erstmal so viel auf die Hände, wie wir tragen konnten, bis wir zu den Stellen kamen, an denen wir vorher angespülte Eimer und Körbe entdeckt hatten. Schnell füllten sich die Behälter. Unterwegs trafen wir auf eine Gruppe von zehn Personen (aus Litauen, Niederlande, Polen und Lettland), die uns ansprachen – sie waren ebenfalls für den Sonnenaufgang gekommen, aber mit Mülltüten bewaffnet, um den Strand danach zu säubern. Selbst sie schafften es, ihre zehn mitgebrachten Mülltüten zu füllen.
Wir schleppten den Müll ein ganzes Stück den Strand entlang, bis ein Einheimischer uns entdeckte und uns zeigte, wo wir den Müll hinbringen konnten. Bei einer kleinen Hütte befand sich eine Sammelstelle für Müll, wo wir unsere Sachen dazu stellten. Er erklärte uns, dass am nächsten Tag alles abgeholt und zur “Mülldeponie” gebracht würde.
Diese “Deponie” war ein umzäuntes Stück Land in der Inselmitte, wo einfach alles hingeschmissen wird, um es dann letztendlich zu verbrennen. Eine richtige Müllverbrennungsanlage gibt es auf den Malediven nicht. Zwar existiert die künstliche Insel Thilafushi, etwa 6 km westlich von Malé, die offiziell als Müllinsel dient. Ursprünglich war Thilafushi eine Lagune, die 1992 zu einer Deponieinsel umgewandelt wurde. Damals wurde der Müll in große Gruben geschüttet, mit Bauschutt bedeckt und darauf Korallensand verteilt. Heute wird dort zumindest teilweise Müll getrennt und verbrannt. Dennoch landet der Großteil des Abfalls immer noch ungeschützt in der Natur – darunter auch gefährliche Stoffe wie Elektroschrott oder asbesthaltige Materialien. Die Müllverarbeitung übernehmen etwa 150 Gastarbeiter aus Bangladesch unter teils schlechten Bedingungen. Die Insel wächst stetig – Berichte sprechen davon, dass sie einst täglich um etwa einen Quadratmeter zunahm. Trotz vereinzelter Bemühungen ist die Müllentsorgung dort nach wie vor stark umweltbelastend, und viele kleinere Inseln kümmern sich daher selbst um die Entsorgung – meist durch Verbrennen des Mülls vor Ort.
Das sorgt bei ungünstigem Wind hin und wieder für schlechte Luft. Besonders kurz vor der Taifunzeit wechselt der Wind ständig seine Richtung. Wir haben den Gestank aber nur aktiv wahrgenommen, wenn wir direkt an der Deponie vorbeiliefen – am Strand oder im Hotel war davon nichts zu spüren.
Einen Schnorchelausflug machten wir hier allerdings dann nicht mehr. Wir überlegten hin und her, ob wir uns doch noch die Manta-Tour geben sollten, aber irgendwie war die Motivation dafür abhandengekommen. Unser Erlebnis mit den hundert anderen Menschen im Wasser hatte unsere Begeisterung etwas gedämpft. Und was, wenn wir dann doch keine Mantas oder Walhaie sehen würden, aber wieder viel Geld ausgegeben hätten? Nee – da hatten wir einfach keine Lust mehr.
Wir verbrachten unsere Tage am Strand, ich schrieb meinen Bericht über Omadhoo, bearbeitete Bilder, wir sonnten uns viel und genossen das Wasser. Hier war es etwas kühler als auf Omadhoo. Aber das Hausriff auf Dhigurah ist im Gegensatz zu Omadhoo schon sehr stark abgestorben. Sascha erkundete es immer wieder, aber ich blieb meistens am Strand.
Nova und Caro hingegen machten noch eine Manta- und Walhai-Tour und waren absolut begeistert – sie fanden nämlich beides und die Mantas kamen ihnen auch richtig nahe. Netterweise stellte uns Caro ihre Bilder zur Verfügung. Vor Dhigurah gibt es nämlich die sogenannte “Manta Station”, hier kommen die Mantas her, weil sie sich dort von kleinen Fischen putzen lassen.
Kurzer Meeresbiologie-Exkurs
Mantas gehören zu den größten Rochenarten der Welt. Die beeindruckenden Tiere können Flügelspannweiten von bis zu 7 Metern erreichen. Sie sind friedliche Riesen, ernähren sich ausschließlich von Plankton und kleinen Fischen, die sie aus dem Wasser filtern, während sie majestätisch durch das Meer gleiten. Besonders faszinierend: Mantas zeigen oft ein ausgeprägtes Sozialverhalten, besitzen ein gutes Gedächtnis und gelten als besonders intelligent unter den Meeresbewohnern. Dhigurah gehört zu den wenigen Orten der Welt, an denen man das ganze Jahr über die Chance hat, Mantas in freier Wildbahn zu beobachten.
Auf Dhigurah schalteten Sascha und ich nochmals so richtig ab. Wir genossen das Leben und ließen die Reise nochmals auf uns wirken. In vier Monaten haben wir einfach unglaublich viel gesehen, und das muss man erstmal richtig verdauen.
Am Montag hieß es für uns dann: Rucksäcke ein letztes Mal packen, alles richtig sortieren und das Gewicht gut verteilen. Unsere Rückfahrt nach Malé mussten wir mit dem Speedboot machen. Die Local Ferry fährt auf Dhigurah nur donnerstags und samstags – Tage, an denen wir keinen Rückflug bekommen hätten. Also mussten wir die 60 $ pro Person doch noch ausgeben, um in 1,5 Stunden zurück nach Malé zu kommen. Ich saß dabei in der prallen Sonne, schlief ein – und hatte prompt einen kleinen Sonnenbrand auf der Nase. Mittlerweile ist er abgeklungen, aber ich ärgerte mich trotzdem kurz. Naja.
Am Dienstag ging es dann zum Flughafen, um 11 Uhr begann unser Boarding. Caro trafen wir durch Zufall auch noch am Flughafen – sie hatte das Speedboot am frühen Dienstagmorgen um 6 Uhr genommen und würde nun für einen kurzen Zwischenstopp nach Bangkok fliegen, um mit ihrer Mutter einen zweiwöchigen Rucksacktrip durch Malaysia zu starten. Wir verabschiedeten uns herzlich und freuten uns nun final auf zu Hause.
Unser 10,5 Stunden Direktflug zog sich zwar etwas, aber um 19 Uhr landeten wir schließlich in Frankfurt. Natürlich ließ uns die Deutsche Bahn direkt im Stich – mit Zugausfällen und Verspätungen. Willkommen in Deutschland, richtig?
Um 23 Uhr trafen wir schließlich in der Wohnung ein. Kathi holte uns noch an der U-Bahn ab und wir quatschten bis tief in die Nacht. Die Katzen begegneten uns zunächst mit Skepsis, aber schon die erste Nacht verbrachten sie wieder bei uns im Bett.
Wir sind wirklich froh, wieder daheim zu sein. Jetzt heißt es: Familie und Freunde besuchen, bevor es am 7. April wieder mit der Arbeit losgeht.
Ein letztes Fazit kommt vielleicht noch. Aber bis dahin freuen wir uns, dass wir euch als treue Leserschaft hatten. Wir hoffen, wir konnten euch ein paar tolle Einblicke geben – und freuen uns selbst darauf, die ganzen Berichte in einigen Wochen oder Monaten nochmals selbst zu lesen.
Mit knappen 140 DIN-A4-Seiten in Word ist das Ganze ein kleiner Roman geworden. Vielleicht lassen wir uns das irgendwann mal ausdrucken und binden, um unsere Reiseberichte als Buch zu besitzen. Ich kann von mir aus sagen: Es hat unglaublich Spaß gemacht, das hier zu schreiben. Sich geschichtlich und faktisch mit Ländern, Tieren und Kulturen auseinanderzusetzen, war für mich hochinteressant – und wer weiß: Wenn es mit meiner Karriere als Business Assistant irgendwann nicht mehr klappen sollte, wende ich mich vielleicht dem Autorendasein zu 😉
Wir freuen uns jetzt auf das restliche aufregende Jahr mit unserer anstehenden Hochzeit – und können bis dahin nur sagen: Danke für alles! Eure kleinen Nachrichten und Reaktionen zu den Beiträgen haben uns immer wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.
Liebe Grüße aus Bad Cannstatt!
Jessi & Sascha












































